Zum Glück sind die Knuppes wieder da. Das Ehepaar, das einander Mausi und Motte nennt. Auch vor Fremden, warum denn nicht? Mausi ist Tracy Knuppe, eine Deutsch-Vietnamesin, die in der Brandenburger Kleinstadt Schönefelde das Kosmetikstudio „Beautyfelde“ betreibt und selbst ihre beste Kundin ist. Motte ist Andi Knuppe, ein Mann, der im Unterhemd herumläuft, sobald es wärmer wird, gern mit einem Bierchen am Grill sitzt und sich in alles einmischt. Am liebsten in das Leben seiner Nachbarn. Er hat dafür fast rund um die Uhr Zeit, weil er keiner geregelten Beschäftigung nachgeht.
Er kann aber eine Menge. Zum Beispiel das Baby der Familie nebenan beruhigen, um das sich eigentlich der Vater in Elternzeit kümmern wollte. Ist mit seiner Frau alles so ausgemacht, sie wollen eine komplett gleichberechtigte Beziehung. Klappt nur nicht so gut, also springt ausgerechnet Andi Knuppe ein. Schon in der ersten Folge der zweiten Staffel von Doppelhaushälfte. Der besten Comedy, die es im deutschen Fernsehen zu sehen gibt.
Nach der ersten Folge wird es viel, viel besser
Das klingt nur wie ein halbes Kompliment, weil man sich gute Comedy im deutschen Fernsehen schlicht kaum vorstellen kann. Man hofft ja eher, dass bloß keiner versucht, in einer deutschen TV-Produktion auch noch einen Witz zu machen. „Doppelhaushälfte“ ist zudem noch öffentlich-rechtliches Fernsehen. ZDF! Ich verstehe jeden, der an dieser Stelle skeptisch wird. Die erste Folge der ersten Staffel kann leider auch abschreckend wirken, es gibt eine zu lange Szene mit Andi Knuppe und einer Toilette bei einer Hausbesichtigung. Danach wird es viel, viel besser.
Die Knuppes wohnen in einer Doppelhaushälfte, gefühlt schon immer, mit ihrem Sohn, dem schweigsamen, sanften, unsportlichen Rocco. In der ersten Staffel sind in die andere Hälfte des Hauses die Sawadi-Krögers eingezogen. Ein Paar aus Berlin, das Lust auf Landleben und Brandenburg, aber nicht mit den Brandenburgern nebenan gerechnet hatte. Der Schock auf beiden Seiten ist groß, als klar wird, dass man nun nebeneinander leben wird. Mari Sawadi hat iranische Wurzeln, eine Teenagertochter namens Zoe und einen gut bezahlten Job bei Tecla, einem Unternehmen, in dem viel Wert auf Diversität gelegt wird. Theo Kröger ist ein gescheiterter Musiker, der als Musiklehrer arbeitet. Sein Vater kam aus Ruanda, Theo ist aber Süddeutscher.

Es geht schief, was schiefgehen muss zwischen den Familien, zwischen Berlin und Brandenburg, zwischen politisch korrekt und „haben wir immer so gemacht“. Die gespaltene Gesellschaft muss Wand an Wand miteinander auskommen. Als Andi Knuppe seinem Sohn ein paar Kniffs zur Selbstverteidigung beibringen will, glaubt Mari Sawadi eine Kindesmisshandlung zu beobachten. In jeder Folge eskalieren zwei bis drei Missverständnisse gleichzeitig. Natürlich kommen sich die Familien trotzdem oder gerade deswegen näher. Es wird zusammen gegrillt, Fußball-WM geschaut, dabei einander Rassismus vorgeworfen. Oder gekifft, denn Tracy Knuppe hat eine anständige Hanfplantage in ihrem Garten. Am Ende der ersten Staffel ist die Nachbarschaft fast so harmonisch, dass man um die Fortsetzung der Serie fürchten musste.
Minh-Khai Phan-Thi mit schönstem Brandenburger-Speckgürtel-Dialekt
Die Autoren um Dennis Schanz und Christoph Mushayija Rath haben aber Stoff für acht neue Folgen gefunden: Kleinkinderziehung, ein Golfturnier auf einem vollkommen vertrockneten Platz, ein romantischer Abend im besten Restaurant im Ort (leider ist es nicht mehr das „Benito Appetito“, das die Knuppes so geliebt haben). Beide Paare wollen mal wieder allein sein. Sie landen an einem Tisch mit den Nachbarn. Und bei einem Gespräch über Sex, das vor allem Andi Knuppe ziemlich gut unterhält, bis seine Frau eine Frage stellt, die ihn verunsichert.
