Meinung

Neubauer und Klamroth: Warum die Beziehung der beiden (noch) okay ist

Luisa Neubauer und der ARD-Moderator Louis Klamroth sind ein Paar. Das sorgt für reichlich Kritik. Ein Kommentar. 

Luisa Neubauer
Luisa NeubauerIMAGO / Marc John

Meghan Markle und Luisa Neubauer haben auf den ersten Blick nicht viele Gemeinsamkeiten. Doch in der deutschen medialen Öffentlichkeit wechseln sich ihre Konterfeis in den vergangenen Wochen ab. Und zwar nicht wegen ihres Berufes, sondern wegen ihrer Gefühle. Hier Meghan, die Harry liebt, und da Luisa Neubauer, die eine Beziehung mit dem ARD-Moderator Louis Klamroth führt. Beide sind Personen des öffentlichen Lebens und haben sich dies so ausgesucht.

Dass Louis Klamroth die Beziehung zu Luisa Neubauer gegenüber dem Medienmagazin DWDL bestätigt hat, ist in erster Linie anerkennenswert. Die Frage, ob es Interessenkonflikte gebe, soll er bei Verhandlungen verneint haben. Vielleicht hätte er es schon früher vor dem WDR kundtun müssen. Aber: Wer teilt schon seinem potentiellen Arbeitgeber beim Vorstellungsgespräch seine privaten Beziehungen mit? Auf die wenigsten dürfte dies zutreffen. Natürlich ist die Beziehung zwischen einem Journalisten und einer Aktivistin heikel; grundsätzlich gilt es, Interessenkonflikte zu verhindern. Doch kann man Louis Klamroth nicht erst einmal vertrauen, dass er journalistisch objektiv arbeitet?

Berufliches vs. Privates

Eine ähnliche Diskussion gab es schon um die Journalistin Franca Lehfeldt und Bundesfinanzminister Christian Lindner. Mit dem Unterschied allerdings, dass Lehfeldt für einen privaten Sender arbeitet.

Muss man seinem Arbeitgeber auch über die Berufe und politischen Ausrichtungen der Eltern, Geschwister und Freunde unterrichten, wenn man in der Öffentlichkeit steht? Muss ein Moderator unpolitisch erzogen worden sein und jedweden Kontakt zu politischen Menschen vermeiden? Muss man wissen, welche Partei er oder sie gewählt hat? Darf er nicht über Steuerthemen reden, wenn er mit einer Finanzbeamtin verheiratet ist? Oder kann man ihm nicht zugestehen, ja, muss man nicht von ihm erwarten, dass er Berufliches und Privates trennt? 

Louis Klamroth in der ARD-Talkshow hart aber fair im Studio Adlershof. Berlin, 09.01.2023
Louis Klamroth in der ARD-Talkshow hart aber fair im Studio Adlershof. Berlin, 09.01.2023IMAGO / Future Image

Natürlich gibt es immer auch berechtigte Aufregung, wenn es um öffentlich-rechtliche Gelder geht. Es ist auch besser so, dass das Fernsehpublikum Bescheid über die Beziehung der beiden weiß. Fraglich ist aber der Umgang mit dieser Information. Sollte man Klamroth nicht erst einmal beglückwünschen und ihn aufgrund seiner Arbeit beurteilen? Sich also gerade nicht vorurteilsbehaftet empören? Geht es in dem Fall Neubauer-Klamroth vielleicht nur darum, das vielfach nachvollziehbare Unverständnis für Aktivisten und die Wut auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu kanalisieren?

Misstrauen gegen den Berufsstand an sich

Liebe ist zunächst einmal etwas, was man feiern und nicht durch destruktive Empörungswellen im Keim ersticken sollte. Es ist richtig, dass Transparenz eingefordert wird. Mindestens genauso dringend brauchen wir aber Journalisten, die bei ihrer Arbeit gedanklich so fernab sind von privaten Befindlichkeiten, dass sie bei jeder wie auch immer gearteten Beziehung frei berichten können.

Die Unabhängigkeit in der Berichterstattung ist ein unumstößlicher Grundsatz, aber Journalisten abzusprechen, dazu in der Lage zu sein, noch bevor sie Gelegenheit hatten, sich in dieser Hinsicht zu beweisen, ist falsch. Denn: Durch die Ablehnung privater Beziehungen bei Menschen, die das journalistische Handwerk erlernt haben, wird Misstrauen gegen den ganzen Berufsstand geschürt. Der Gebührenzahler hat ein Anrecht auf maximale Transparenz, ein Anrecht auf Vorurteile hat er nicht.