Personalie

Ulrich Khuon übernimmt das Schauspielhaus Zürich als Interimsintendant

Der scheidende Intendant des Deutschen Theaters wollte eigentlich in den Ruhestand gehen, nun führt er doch noch schnell ein Haus aus der Krise.

Der Intendant Ulrich Khuon schiebt noch eine Spielzeit am Zürcher Schauspiel nach.
Der Intendant Ulrich Khuon schiebt noch eine Spielzeit am Zürcher Schauspiel nach.dpa

Da kann die Theaterwelt also noch ein bisschen länger darüber nachgrübeln, ob und wie ein Vollbluttheatermensch wie Ulrich Khuon den Abschied vom Betrieb und den Wechsel in den Ruhestand hinkriegt.  

Wie am Mittwoch der Verwaltungsrat der Schauspielhaus Zürich AG bekannt gegeben hat, wird der mit dem Ende dieser Spielzeit scheidende Intendant des Deutschen Theaters seine berufliche Laufbahn nun doch nicht abschließen, sondern nach einem Jahr Pause (oder Vorbereitungszeit) interimistisch die Intendanz und den Vorsitz der Geschäftsleitung des Schauspielhauses Zürich übernehmen.

Im Sommer 2024 beenden dort Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg ihr fünfjähriges Engagement als Co-Intendanten des Schauspielhauses, nachdem ihre Arbeit in der Stadt von der Presse kritisiert und besonders von rechtspopulistischer Seite scharf angegriffen wurde und auch die Zuschauerzahlen, bedingt auch durch die Pandemie, schlecht waren. Über eine Vertragsverlängerung konnte man sich nicht einigen.

Khuon leitet seit 2009 das Deutsche Theater Berlin. Er war zudem als Präsident des Deutschen Bühnenvereins tätig und hat 2013 den Max-Reinhardt-Ring erhalten. Zuvor leitete er das Thalia Theater in Hamburg, das Schauspiel Hannover und noch vorher das Theater in Konstanz am Bodensee, was ja nur eine gute Zugstunde von Zürich entfernt ist. 

Ein Glücksgriff für Zürich

Am Deutschen Theater wird Iris Laufenberg ab der nächsten Spielzeit die Intendantin sein, sie sitzt zudem in der Findungskommission, die der Zürcher Verwaltungsrat für die Suche nach einer neuen Intendanz eingesetzt hat. Der Kommission gehören als externe Berater außerdem Hayat Erdoğan, Co-Direktorin des Theaters Neumarkt in Zürich, Judith Gerstenberg, leitende Dramaturgin bei der Ruhrtriennale, und Tom Till, kaufmännischer Geschäftsführer des Thalia Theaters in Hamburg, an. 

Mit Khuon hat Zürich nun einen Glücksgriff getan und einen Mann gefunden, der durch einen Raum mit vergifteter Atmosphäre gehen kann und hinterher duftet es nach Harmonie und produktivem Einverständnis. Dass er sich nicht mehr profilieren muss, was ohnehin nie sein erstes Anliegen war, dürfte für ein Haus in der Krise, das sich erst einmal konsolidieren muss, von Vorteil sein. Das künstlerische Programm wird er in Zusammenarbeit mit den leitenden Dramaturgen Anika Steinhoff und David Heiligers gestalten.