Theaterkritik

Menschenfleisch mit Pfeffer und Salz: Florentina Holzingers „Sancta“

Florentina Holzinger, Äbtissin des feministischen Selbstbefreiungsordens, hat in Schwerin eine Messe des Diesseits mit Hindemiths „Sancta Susanna“ gefeiert. Die Kritik.

Schwestern auf Rollschuhen (Sara Lancerio, Netti Nüganen) im Mecklenburgischen Staatstheater: „Sancta“ von Florentina Holzinger nach Paul Hindemith
Schwestern auf Rollschuhen (Sara Lancerio, Netti Nüganen) im Mecklenburgischen Staatstheater: „Sancta“ von Florentina Holzinger nach Paul HindemithNicole Marianna Wytyczak

Schunkeln wir etwa? Der Saal in der 540-Plätze-Zuckerdose des Mecklenburger Staatstheaters in Schwerin steht bis in den dritten Rang, klatscht und singt mit: „Don't dream it! Be it!“, die Erbauungsschnulze aus der „Rocky Horror Picture Show“. Das Orchester zieht alle Schmelz- und Wuchtregister, der nackte Damenchor, der direkt vor der ersten Reihe Aufstellung genommen hat, liegt sich in den Armen. Das Dreistundenspektakel „Sancta“ endet mit einem leuchtenden Halleluja – das bruchlos in stehende Ovationen übergeht.

Es ist der zweite Donnerstag nach Pfingsten, die Katholiken – es gibt auch in der protestantisch geprägten und säkularen Landeshauptstadt welche – feiern Fronleichnam, das Fest des Leibes und Blutes Christi. Hans-Georg Wegner, der Intendant, beteuert gegenüber der Berliner Zeitung, dass er seinen Spielplan nicht nach dem Kirchenkalender ausgerichtet habe. „Auch wenn das jetzt natürlich sehr schön passt.“

Berliner Zeitung

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