Theater

Sterben lernen in der Volksbühne: „Peer Gynt“ verabschiedet sich mit Donnerschlägen

Nach sechs Vorstellungen verschwindet das Totaltheater von Vegard Vinge und Ida Müller wieder in der Versenkung. Was soll denn nun mit dem Publikum werden?

Die Mutter in der Telefonzelle, die grüne Frau steigt aus der Kanalisation, die Axt wartet auf ihren Einsatz. Szene aus „Peer Gynt“
Die Mutter in der Telefonzelle, die grüne Frau steigt aus der Kanalisation, die Axt wartet auf ihren Einsatz. Szene aus „Peer Gynt“Julian Röder/Volksbühne

Tanz würde man es nicht direkt nennen, was die Teufelstrolle am Sonntagabend nach acht Stunden Theater aufführen und sich dabei alle Zeit der Welt zu nehmen scheinen. Machen Vegard Vinge und Ida Müller mit diesem Gestampfe und Gedonner tatsächlich einfach Schluss mit ihrer Peer-Gynt-Staffel? Wird gleich alles eingepackt und weggeschafft, bis im nächsten Frühling eine weitere Aufführungsreihe kommt? Fünf jeweils ziemlich genau achtstündige Vorstellungen hat es in der Volksbühne seit der Premiere vor zwei Wochen gegeben, es bliebe noch so viel zu erzählen über diesen norwegischen Nationalhelden. Und weil wir schon seit Sonntagmittag im Theater sitzen und gerade angefangen haben, uns in Peer zu verwandeln und uns selbst zu vergessen, könnte es doch einfach weitergehen. Warum überhaupt aufhören? Warum zurück in den Alltag, zu Familie, zum Job, zurück in den Herbst, in diese schale, dumme, grausame, langweilige Welt? Wozu schlafen? Wozu essen? Wozu Zähneputzen? Wozu Sauerstoff? „Acht Stunden sind kein Theater“ steht da an der Wand. Gott sei’s geklagt.

Berliner Zeitung

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