Schon vor ein paar Tagen hat die Volksbühne eine zusätzlich ins Programm genommene Veranstaltung angekündigt, und seitdem verdauen wir einen kleinen Schreck und kauen auf einem neuen Wort herum: „Hausbesuchung“. Natürlich haben wir zuerst „Hausbesetzung“ gelesen und gemischte Erinnerungen stiegen hoch. War da nicht was? Die Volksbühne musste 2017 polizeilich geräumt werden, als Besetzer das Haus in Beschlag genommen hatten und den damaligen Intendanten Chris Dercon dabei störten, den Laden in den Ruin zu treiben. Viele begrüßten diese Intervention und verschoben schon damals das Wording, indem sie behaupteten, dass es sich gar nicht um eine „Besetzung“ handelte, sondern um ein „künstlerisches Event“.
Auch der heutige Volksbühnenintendant René Pollesch gehörte zu den Unterstützern und verbalisierte seine Sympathie, was die Besetzer als Einladung zur Kooperation verstanden. Die wollten sie dann auch umgehend aufnehmen, als Pollesch ins Amt kam. So war das aber dann doch nicht gemeint … Inzwischen sind die Interventionisten von einst hoffnungslos zersplittert und zerstritten und unterlaufen von abgedrehten Impf-Verschwörern und Putin-Freunden.
Derweil hat sich eine neue Bewegung formiert, die Letzte Generation. Auch diese Aktivisten machen vor Kultureinrichtungen nicht halt und klebten sich schon an Bilderrahmen. Viele Museen suchen seither das Gespräch, weil sie mit der Sache sympathisieren: dem Kampf gegen den Klimawandel, der auch ein Kampf um Aufmerksamkeit ist. Die Kunst aber ist frei und darf sich nicht instrumentalisieren lassen, auch nicht für einen guten Zweck. Das unterscheidet sie von Aktivismus.

