Serie

Schlafende Orte: Von der Einsamkeit des Fernsehturms

Auch die spektakulärste Immobilie Berlins ist im Lockdown für Besuch gesperrt und steht leer. Wir dürfen hinauf. Eine Reise zwischen Euphorie und Melancholie.

Kulturredakteur Ulrich Seidler besucht den Fernsehturm am Alexanderplatz.<br>
Kulturredakteur Ulrich Seidler besucht den Fernsehturm am Alexanderplatz.
Benjamin Pritzkuleit

Berlin-In die Scheiben des Treppengeländers im repräsentativen Foyer des Fernsehturms sind Glaskugeln eingelassen. Ich kann mich daran erinnern, mich als Kind darin verloren zu haben. Die Warteschlangen verlangten viel Geduld, die einen umso gründlicher zermürbt, je größer die Vorfreude ist. Und: Je länger es dauerte, desto mehr schwoll die Erwartung an. Ein dramaturgischer Effekt, der in Zeiten von Online-Ticketing und begrenzten Zeitfenstern nicht mehr greift. Um damals die Spannung auszuhalten, half der Fischaugenblick durch eine der vielen Kugeln, durch die man die unscharfe, verkleinerte Welt wie durch eine gefrorene Träne sehen konnte. Ein Vorgeschmack auf das, was einen in der großen Kugel erwarten würde, wenn sich die da oben mal ein bisschen beeilen und Platz machen würden.

Berliner Zeitung

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