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McDonald’s verspricht Bücher aus Abfall, ein Berliner Verlag kontert mit dem Original

Der Fast-Food-Riese plakatiert an Straßen, der Buchverlag wirbt nur online, auf seinen Social-Media-Kanälen. Was ist da los?

Geistige Nahrung oder Unterhaltung oder beides
Geistige Nahrung oder Unterhaltung oder beidesZoonar/Imago

Das gelbe M an der Autobahn als Zeichen der Verheißung von Pommes, Burger und Plastikspielzeugen bei McDonald’s gehört bei vielen Menschen zu den schambehafteten Kindheitserinnerungen. Wer sich heute bewusst ernährt, will kaum glauben, welche Attraktivität einst das Fast Food hatte. Nun arbeitet die Imbisskette schon lange an einem gesünderen und besseren Image – in den Läden mit Salaten, öffentlich mit einem Programm für bedürftige Kinder, auch in Zusammenarbeit mit der Stiftung Lesen. Neuerdings soll sogar die Wegwerfverpackung richtig gut sein.

So macht sich Ullstein die Werbung des Fast-Food-Riesen zum Vorbild.
So macht sich Ullstein die Werbung des Fast-Food-Riesen zum Vorbild.Ullstein

Vermutlich, weil es im 21. Jahrhundert einfach zu langweilig ist, wenn man „Ich bin gut“ oder „Ich bin vernünftig“ auf Plakate schreibt, wird auf Englisch mit einem Ausruf der Begeisterung geworben: „I am beautiful“ steht in Großbuchstaben auf den neuen Plakaten, die das Recycling-Konzept des Konzerns anpreisen. Wunderbar also seien die Papierboxen für Fleischbrötchen und Kartoffelstäbchen, weil sie „aus erneuerbaren, recycelten oder nachhaltig zertifizierten Quellen“ stammen. Wunderschön seien auch die Holzlöffel, weil seit 2020 durch ihre Verwendung 580 Tonnen Plastik eingespart wurden. So viel wiegen fünf Blauwale, das hätten sie auch noch dazuschreiben können.

Brave Kinder wollen kein Spielzeug

Wirklich überraschend ist nur der Spruch „I am beautiful, weil aus mir ein Buch werden kann“. Er bezieht sich auf die Pappbecher für Getränke. Dem kleiner Gedruckten zufolge wurden aus denen schon fast fünf Millionen Büchlein gepresst, die brave Kinder statt eines Spielzeugs für die Verlockungstüte „Happy Meal“ wählen.

McDonald’s-Werbung
McDonald’s-WerbungMcDonald’s

Aber warum muss man erst hektoliterweise Cola oder Kaffee trinken, um die Buchproduktion von McDonald’s zu unterstützen? Der in Berlin ansässige Ullstein-Verlag macht jetzt auf eine einfache Alternative aufmerksam: Dessen Slogan beginnt mit denselben drei Worten und endet in drei Motiven immer mit „weil ich ein Buch bin“. Daneben stehen keine recycelbaren Produktverpackungen, sondern gleich die Originale: Bücher. Es sind  die Romane „Papierpalast“ von Miranda Cowley Heller, „Sommersonnenwende“ von Pascal Engman und Johannes Selåker sowie „One Second to Love“ von Kristina Moninger. Das Umweltthema wird auch aufgegriffen, die Titel würden „selbstverständlich nachhaltig produziert“. Und dann gibt es da noch eine Zeile, die offensichtlich bei allen, die an ihre Kindheitsgelüste zurückdenken, aufs Gewissen zielen soll: „Lasst uns Bücher mehr wertschätzen.“