Ralf Schmerberg hebt den Kopf, er steht am Eingang seines „Hauptquartiers“, etwa auf halber Höhe der großen Haupthalle des MaHalla in Schöneweide. Oben auf dem Dach sammelt sich in diesem Augenblick der Regen, den er und sein Team im Keller in großen Tanks lagern, um ihn irgendwann für die Duschen und Toiletten zu nutzen. Ganz langsam betritt er die eisernen Stufen, wie um den Anblick zu würdigen.
Kurz vor dem ersten Lockdown unterschrieb Ralf Schmerberg einen 20-Jahres-Vertrag für das Gebäude. 1897 errichtet, diente es zunächst als Showroom für Dampfturbinen. Eigentlich hatte sich der Fotograf und Filmemacher einen viel kleineren Arbeitsplatz auf dem Gelände angesehen – dann betrat er den alten Industriestandort und „verliebte“ sich. Tauben flatterten durch die verstaubten Hallen, in den ersten Wochen legten er und seine Frau Wände frei und schleppten Schutt. Es ist spürbar, dass die MaHalla Schmerbergs Herzensprojekt ist. Nur ungern unterbricht er seinen Redefluss für Fotos, die vorbereiteten Fragen sind überflüssig.

Ralf Schmerberg lehnt sich an eines der glitzernden Kissen in seiner Sitzecke, über ihm hängt ein Lampenschirm aus schwarzen Federn, auf dem niedrigen Tisch steht eine Skulptur aus verschmolzenen Kabeln. In einer Ecke des Raumes stehen noch mehr Skulpturen aus Plastik. Immer wenn man gerade ein Wesen zu erkennen glaubt, zerschmilzt der Eindruck wieder zu einer skurrilen leblosen Form.
Mit einem Föhn habe er den Kunststoff ganz langsam eingeschmolzen, sagt Schmerberg, und dann daraus einen „Planeten“ für die Ausstellung „Himmel unter Berlin“ gebaut. Er legt eine Hand auf die Matte und zählt fünf Themen an seinen Fingern ab: Kunst, Musik, Spirituelles, Nachhaltigkeit und sozialer Wandel. In diesen Bereichen wolle sich die MaHalla verorten und suche Investoren und Programm. „Wer weiß, ob da noch ein sechster Finger wächst“, sagt er und wackelt mit dem Daumen. Er wolle sich nicht beschränken durch Statements, in denen er dann gefangen wäre.
Manche Künstler mieten sich dauerhaft ein, wie das Kollektiv Karmanoia, andere kommen für ein Projekt. Zur Berlin Art Week, dem MaHalla Open, bespielen acht Kuratoren und über 100 Künstler fünf Tage lang alle Räume inklusive Keller – ein regelrechtes Labyrinth aus niedrigen Gängen und Gegensatz zu den Dimensionen im Erdgeschoss. Ab dem 13. September dürfen Besucher von 12 bis 24 Uhr die ganze MaHalla erkunden. Ralf Schmerberg kuratiert bei der Art Week die Haupthalle: Für „Realized Beings“ imitiert beispielsweise Sally Santana ein Videospiel, bei der Performance lernen Tänzer die Bewegungen der Charaktere. Cara Toe aus Belgien baut verspielte Welten aus Pappe.


