Depeche Mode lieben Berlin. Und Berlin liebt Depeche Mode. Jenseits aller Moden, dafür konsequent seit etwa 1984, als Depeche Mode einen Teil ihrer Platte „Some Great Reward“ in den legendären Hansa-Studios aufnahmen. 1988 spielten sie dann auch in Ost-Berlin, in der Werner-Seelenbinder-Halle. Viele West-Bands durften das zu der Zeit ja nicht. Klar, Depeche Mode sind weltberühmt. Aber nirgendwo rasten die Fans so sehr für die Band aus wie hier in Deutschland, wo die Briten ihre meisten Hits gelandet haben. Insofern: Es ergibt Sinn, dass Depeche Mode sich Berlin als Schauplatz für eine mysteriöse Pressekonferenz ausgesucht haben, die am Dienstagnachmittag am Berliner Ensemble stattfand.
Schräg gegenüber, bei Murphy’s Irish Pub, hat sich schon eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung um 13 Uhr eine Hundertschaft aus Depeche-Mode-Fans mit Drinks eingedeckt; in der Hoffnung, Dave Gahan und Martin Gore leibhaftig zu sehen – und sei es auch nur mal kurz durch die getönten Fenstergläser einer vorbeikurvenden Limousine. 200 Fans haben heiß ersehnte Bändchen gewonnen, sie dürfen, neben der Presse, mit rein ins Theater am Schiffbauerdamm.
Ochsenblutrot und gülden-glamourös schaut das pompöse Theater von innen aus. Marek Lieberberg, einer der einflussreichsten Konzertveranstalter der Welt, macht persönlich die Voransagen („Handyfotos nur ohne Blitz!“), bevor die Star-Musikjournalistin Barbara Charone die Bühne betritt, die früh Pressearbeit für Madonna gemacht und eine offizielle Biografie über Keith Richards geschrieben hat.

Besonders inspirierte Fragen muss Charon nicht stellen: Die Fans gehen auch so gut ab, als Dave Gahan und Martin Gore strahlend eine neue Platte („Memento Mori“) für März 2023 und eine Welttournee mit drei Dutzend Tourstationen ankündigen – darunter das Berliner Olympiastadion am 7. Juli 2023. Los geht es am 23. März 2023 im kalifornischen Sacramento, bis zum Tour-Finale am 11. August in Oslo. Der todestrunkene Albumtitel gemahnt natürlich auch an Andy Fletcher, drittes Mitglied der Band, der erst im Mai starb.


