Wenn sich Bobby Oroza als Kind durchs Plattenregal seiner Eltern lauschte, kam es einer Weltreise gleich: Seine Mutter, eine bolivianische Dichterin und Tango-Sängerin, liebte Motown-Hits, Doo-Wop-Crooner und südamerikanischen Folk. Der Vater wiederum, ein finnischer Gitarrist, schwor auf Jazz vom legendären New Yorker (und übrigens von den beiden jüdischen Berlinern Alfred Lion und Francis Wolff 1939 im Exil gegründeten) Platten-Label Blue Note, brachte aber auch mal Musik aus Westafrika und aus Äthiopien mit.
Kein Wunder, dass es den Jungen in die weite Welt zog. Und dass er Musiker wurde. In New York inhalierte der Finne Bobby Oroza East-Coast-HipHop. Die härteren Beats sind inzwischen genauso Teil von Orozas vielseitigem Klangbild wie sein warmherziger Jazz-Gesang, in dem er sich mitunter die Seele aus dem Leib jammert, darüber, wie kaltherzig ihn das lyrische Du doch behandele („Your Love Is Too Cold“ vom Debüt-Album „This Love“ 2019).
Ja, Bobby Oroza hat in den letzten Jahren sehr viel Zeit auf den amerikanischen Kontinenten verbracht – und dabei insbesondere seine Passion für die lateinamerikanische Psych-Szene ausgelebt. Wie gesagt: Der Typ ist das Gegenteil von Schmalspur. Immer auf der Suche, seinen Sound noch zu erweitern. Von Ambient-Landschaften bis zu bilingualer Poesie. Seine Tango-Dichter-Mama dürfte stolz sein.
