Berlin-Wenn Parcels eine Droge wären, wären sie eine, die berauscht und glücklich macht. Dieser Gedanke entstand jedenfalls am Samstagabend im Berliner Metropol. Die fünfköpfige Band aus Byron Bay, die vor einigen Jahren nach Berlin übersiedelte, stellte ihr zweites Studioalbum „Day/Night“ vor, mit 19 Tracks eine Doppel-LP, die erst am Freitag erschienen ist. Neuer Stoff für die rund 2,5 Millionen Spotify-Hörer, die sie weltweit haben. Die 1600 Konzerttickets waren schnell ausverkauft.
Im Metropol starten Parcels mit einer ausgedehnten Version ihres ohnehin schon langen orchestralen Openers „Light“. Die Bühne bleibt dabei zunächst dunkel. Erst als die Bandmitglieder, die alle um die Mitte 20 sind und sich in der Schule zusammenfanden, ihre Instrumente nach und nach traktieren und im mehrstimmigen Falsettgesang von der aufgehenden Sonne berichten, flackert Bühnenlicht auf.
Endorphine unter den Metropol-Kronleuchtern
Die Zuschauer finden das Spiel mit Licht und Schatten toll. Sie kreischen ab der ersten Sekunde. So laut, dass einem bewusst wird, was man bei einer Veranstaltung, die mit einer 2G-Regel ausgewiesen ist, wieder bekommt: laute Emotionen, ansteckende Emotionen! So groovt sich nicht nur die Aussie-Gruppe mit wackelnden Köpfen, tippenden Füßen und schwingenden Hüften zu den überwiegend tänzelnden und funkelnden Disco-Funk-Jangle-Pop-Nummern ein. Die Besucher lachen, tanzen, singen ebenfalls. Unter den großen Metropol-Kronleuchtern fliegen so viele Endorphine durch die Luft, dass man nach knapp zwei Jahren Pandemie fast weinen möchte.
Als Nächstes spielen Parcels „Tieduprightnow“ und „Overnight“ aus ihrem 2020 erschienenen Livealbum und dem Debüt von vor drei Jahren. Man kommt jetzt nicht drum herum, an Daft Punk zu denken, die mit der Band zusammengearbeitet haben. Auf der Bühne geht Bassist Noah Hill in die erste Zuschauerreihe, Multiinstrumentalist Patrick Hetherington wirft sich auf den Rücken, um liegend Jules Crommelin bei einem ausgiebigen Gitarrenspiel zu unterstützen, während dieser wie Louie Swain (Keyboard) und Anatole Serret (Schlagzeug) sich in einer Art Spiel-Trance zu befinden scheint.
Manchmal ist es schwer auszumachen, wann Parcels von einem in den anderen Song wechseln. Anders als auf der neuen Doppel-LP lassen sie die Musik so fließen, wie sie an diesem Abend kommt. Da sich die Liedtexte vermehrt um Liebe, Leben, Leid bei Tag und bei Nacht drehen, fallen sie gut in die Improvisation rein. Hetherington muss Berlin nicht mal zum Singen anstimmen, wie er es gegen Ende trotzdem tut. Ein Mitklatschen soll es dann noch bei „Somethinggreater“ sein. Besser kann es an diesem Abend nicht mehr werden.

