Konzert

Nick Cave in der Berliner Uber-Arena: Große Dankbarkeit der Berliner Fans – und viel Liebe

Der Dandy der Düsternis kehrt in seine einstige Wahlheimat zurück. An zwei aufeinanderfolgenden Abenden begeistert Nick Cave die Massen bei den größten Berlin-Konzerten seiner Karriere.

Nick Cave, hier im September 2024 beim Konzert in der Rudolf-Weber-Arena in Oberhausen
Nick Cave, hier im September 2024 beim Konzert in der Rudolf-Weber-Arena in OberhausenArnulf Stoffel/imago

Punkt 20.30 Uhr. Das Licht erlischt. Kurze Stille, dann ertönt der Jubel von etwa 16.000 Fans in der fast ausverkauften Berliner Uber-Arena. Die Bad Seeds betreten die Bühne, begeben sich zügig an ihre Instrumente. Und dann schreitet auch schon der Meister selbst, begleitet von euphorischen Willkommensrufen, hinein ins gleißende Scheinwerferlicht: Nick Cave. Wie eine Epiphanie wirkt er mit seinem Signature-Look, dem eleganten Anzug und den streng nach hinten pomadisierten Haaren, fast ein bisschen unwirklich, was unterstrichen wird vom choralen Gesang am Anfang des Songs „Frogs“ seines neuen Albums „Wild God“, mit dem er sodann sein Set eröffnet: „Ushering in the week, he knelt down / Crushed his brother’s head in with a bone / It’s my great privilege, oh babe, to walk you home.“ Die Welt des Nick Cave, die sich den Menschen im Publikum nun eröffnet, ist eine düstere.

Dennoch: Schon nach den ersten Takten fühlt es sich ein bisschen so an, als würde ein verlorener Sohn nach Hause kommen, und ein bisschen stimmt das ja auch. Schließlich hat Nick Cave knapp acht Jahre in Berlin gelebt. In den Achtzigern war das, bis kurz nach dem Mauerfall. Und diese Zeit in West-Berlin hat ihn geprägt, hat aus dem drogensüchtigen Punk einen drogensüchtigen Poeten gemacht – nachzuhören in seiner Berlin-Trilogie, den in den Hansa Studios aufgenommenen Alben „The Firstborn Is Dead“ (1985), „Your Funeral … My Trial“ (1986) und „Tender Prey“ – heute allesamt Klassiker seines Œuvres. Den Drogen hat Nick Cave mittlerweile zum Glück abgeschworen, doch seine elegische Poesie ist geblieben – und damit zieht er an diesem Montagabend sein Publikum zweieinhalb Stunden lang in seinen Bann.

Berliner Zeitung

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