Red Hot Chili Peppers: „Return Of The Dream Canteen“ (Warner)
Kaum eine Band ist so gut gealtert wie die Red Hot Chili Peppers (RHCP). Diese Klangmixtur aus kalifornischem sonnigem Gitarrenrock, gespickt mit HipHop-Bad-Boy-artigem Sprechsang hat sich etwas Frisches bewahrt, woran sich andere natürlich immer wieder eine Scheibe abgeschnitten haben. Aber das ganze Chili-Peppers-Brot gibt’s eben nur auf einer Chili-Peppers-Platte.
Nun ist dies ja schon die zweite dieses Jahr, welch ein Output! Das birgt naturgemäß das Risiko des Overkills – wenn es nicht die RHCP wären. Die Red-Hot-Revolution sollte man nicht gerade erwarten, aber überaus solide ist es allemal, was uns die RHCP diesmal auftischen. Am Überraschendsten wohl im überaus sonnigen Gesamtsound: diverse Drumcomputer, mutmaßlich Rolands legendäre 808 (etwas softer) und 909 (etwas brachialer). Und natürlich wuffende Gitarren. Keine Platte für die Ewigkeit, aber doch für den Weg dorthin.
Mykki Blanco: „Stay Close To Music“ (Transgressive/Pias)
Immer, wenn behauptet wird, HipHop sei (noch) nicht so queer wie andere Musik-Genres, wird einem Mykki Blanco als bestes Gegenbeispiel einfallen: Spätestens 2016, als die amerikanische Rapperin im Berliner Gretchen spielte und dabei über die Theke tanzte und an Leitungsrohren entlangkletterte, bei frenetischem Jubel der Fans, wurde klar, dass HipHop auch hier eine große queere Fanbase hat. 2017 hatte Mykki Blanco dann schon ihren glanzvollen Auftritt auf der Bühne des Berghain-Hauptfloors.
Nun, auf ihrer dritten Platte festigt Mykki Blanco ihren Status als Queer-Königin des Rap. Mit erstklassigen Gästen zudem, etwa die großartige Cellistin und Sängerin Kelsy Lu aus L.A., die unverwechselbare Anohni (wie Mykki Blanco selbst auch selbstbewusst trans) und Teilzeit-Berliner Michael Stipe (einst Sänger bei R.E.M.). Am 2. November spielt Mykki Blanco übrigens, fast auf den Tag genau wie vor vier Jahren, wieder im Gretchen. Ob sie da wieder auf der Theke tanzt? Wir wollen es hoffen.
Dillon: „6abotage“ (BPitch Control)
Wer eine Schwäche für CocoRosie oder die Cocteau Twins (oder am besten gleich beide) hat, deren Glockenspiele und Psych-Pop-Düsternis, wird auch bei Dillon glücklich werden. Oder sagen wir mal: fündig werden. Denn Happy-Hymnen schreibt Dillon (nicht zu verwechseln mit Dylan) ja nun nicht gerade. Eher melancholische Electro-Pop-Songs, die sich anfühlen wie ein wohlig-warmes Kirschkernkissen, das vielleicht ein bisschen wehtut anfangs, weil es lang im Backofen war und Energie getankt hat.
