New Music Friday

Neue Platten fürs Wochenende: Daughter, Yaeji, Blondshell

Daughter haben die Platte zum Frühlingsstart. Berghain-DJ Yaeji schwingt den Gummihammer. Und Blondshell steht auf die Rolling Stones, deren Enkelin sie sein könnte.

Daughter mit Sängerin Elena Tonra in der Mitte
Daughter mit Sängerin Elena Tonra in der MitteMarika Kochiashvili

Daughter: „Stereo Mind Game“ (4AD/Beggars)

Manchmal klingen die Stimmen im Kopf so, als liefe unser Geist im Stereobetrieb. Vielleicht weil das Engelchen in uns nur brav Balzac lesen, aber das Teufelchen in uns im Berghain abstürzen will? Vor Monotonie braucht sich dann niemand zu fürchten. „Stereo Mind Game“ heißt nun auch das dritte Album der US-UK-transatlantischen Band Daughter. Das erste seit 2016. Zwischendurch spielten sie mal Support bei The National, deren nächste Platte gerade heiß erwartet wird, VÖ 28. April.

Das Klangbild von „Stereo Mind Game“ hat etwas vom melodisch verhallten Dream-Pop von The xx, bloß mit mehr Bock auf Gitarrenpicking. Sängerin Elena Tonra (die unterdessen zwei Solo-LPs als Ex:Re herausgebracht hat) geht es in ihren schmerzvollen bis befreienden Texten um die ambivalenten Gefühle dabei, wenn man jemand anderen in sein Leben hineinlässt, zwischen Furcht und Freude flirrend – aber auch um ihre Abstinenz von der Alkohol-Droge. Melancolia-Pop mit zauberschönen Hoffnungsfunken. Genau die richtige Platte für den Winter-Ausklang, frühlingserwachend.


Yaeji: „With A Hammer“ (XL/Beggars)

Es läuft prächtig für Yaeji, die New Yorker Produzentin und DJ mit Familie aus Südkorea: „Passionfruit“-Remix für Emo-Rapper Drake, weitere für Neo-Disco-Star Dua Lipa und Avantgarde-Dance-Popperin Robyn; Album-Track mit Hyperpopperin Charli XCX. DJ-Gigs in aller Welt. Berghain inklusive. Und nun nach dem gefeierten Mixtape von 2020 auch das erste richtige Album! „With A Hammer“ heißt es.

Darauf erzählt Yaeji in federleichten Electronica-Pop-Songs samt Verweisen auf koreanischen Indie-Rock indes eher von all dem, was so ganz und gar nicht prächtig läuft: auch von dem antiasiatischen Alltagsrassismus, den sie in den USA erlebt. Dieser namensspendende Moralhammer, den Yaeji auf „With A Hammer“ schwingt, ist allerdings nicht aus Totschlag-Stahl, sondern eher ein Gummihammer für die Hüpfburg. In diesem Modus lässt sich das gut gelungene Album denn auch am besten genießen.


Blondshell: „Blondshell“ (Partisan/Pias/Rough Trade)

Während andere in ihrem Alter Lorde und Lana Del Rey hörten, gab sich Sabrina Teitelbaum in New York lieber Nirvana und die Rolling Stones auf ihre Ohren. Heute ist sie 25 und hat ihr Debütalbum am Start, das nach ihrem Bühnennamen benannt ist: Blondshell. Und es steckt voller eingängig-melodischer Indie-Rock-Songs mit soliden Hooks.

Vermutlich braucht es diese Gitarrenbretter, sozusagen als Schutzzaun. Denn dahinter steht Blondshell so ziemlich nackt da, so verletzlich wie sie sich in ihren Texten zeigt, auf der Suche nach etwas zum Festhalten zwischen all dem unverbindlichen Sex. Es steckt auch Gesellschaftskritik drin in den Texten, etwa wenn Blondshell davon singt, wie wir dazu konditioniert werden, Arschlochmänner heiß zu finden. In all dem steckt aber immer auch Witz. Und Nachschlag aus verzerrten Gitarren, einfach weil’s geil ist.