Allein schon dieses Cover von „The Dark Side Of The Moon“! Der mittels Prisma zum Regenbogen aufgefächerte Lichtstrahl vor pechschwarzer Düsternis. Mittlerweile so ikonisch unter allen Plattencovern wie vielleicht nur noch die Zebrastreifen auf „Abbey Road“ der Beatles. Eine Million deutscher Haushalte haben das 1972er-Album in ihrer Plattensammlung. Es gilt weltweit, nach Michael Jacksons „Thriller“ und AC/DCs „Back In Black“, als drittmeistverkauftes Album aller Zeiten.
Ein ziemlicher Knüller also, dass Pink Floyd quasi über Nacht sage und schreibe 18 Live-Alben aus der Entstehungszeit des Albums rausgehauen haben über die gängigen Streaming-Portale – und dann auch noch so tun als wäre nix geschehen. Ja mehr noch: Bei Spotify etwa muss man richtig suchen, um die Musik aufzuspüren; da sie in der Band-Diskografie nicht als Neuheit von 2022 angezeigt wird, sondern ziemlich weit unten, bei 1972. Auch „Live At The Deutschlandhalle, Berlin 18 May 1972“. Man muss also wühlen. Warum das denn? Sind Pink Floyd die eigenen Aufnahmen mittlerweile peinlich?
Man muss dazu wissen: Anders als viele Bands heute, die erst ein Album veröffentlichen und dann auf Tour gehen, um das Ding zu verkaufen, haben Pink Floyd das inzwischen legendäre Album quasi auf Tour entwickelt. Und das macht die (ehrlich gesagt ziemlich verrauschten, teilweise vom Publikumsgeplauder übertönten) Aufnahmen als charmantes Zeitdokument auch so spannend: Man kann, durch die 18 Live-Alben hörend, von Southhampton am 23. Januar 1972 bis nach Zürich im Dezember am 9. Dezember, mikroskopisch mitverfolgen, wie aus improvisierten Skizzen die fertigen Songs wurden. Ein bisschen wie in Peter Jacksons „Get Back“-Dokuserie zur Entstehung des „Let It Be“-Albums der Beatles.
Möglicherweise ist es Pink Floyd etwas unangenehm, wie gut wir ihnen klangvoyeuristisch über die Schulter lauschen können. Daher wohl die Heimlichtuerei. Der Grund für die Veröffentlichung kurz vor Jahresende dürfte prismenscharf kalkuliert sein: Nur so behalten sie nach dem Regelwerk der Europäischen Union das Copyright an diesen Takes. Was 50 Jahre lang nicht veröffentlicht wird, geht quasi in Allgemeingut über. Volkseigene Musik. Das haben sie uns dann wohl doch nicht gönnen wollen, Pink Floyd, diese Füchse!
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