Pop

Kylie Minogue sorgt in altem Berliner Schwimmbad für Aufsehen: Sie darf so

Megastar Kylie Minogue erwies der Kreuzberger Nacht die Ehre. Was führte die Australierin nach Berlin? Und wie kamen die Songs des neuen Albums „Tension“ an?

Kylie Minogue, hier beim Glastonbury-Festival 2019
Kylie Minogue, hier beim Glastonbury-Festival 2019Yui Mok/PA Wire/dpa

Das gibt es auch nicht alle Tage: dass die australische Megastar-Sängerin Kylie Minogue Berlin derart in Aufruhr versetzt. Zuletzt wahrscheinlich, als sie 2018 im Berghain ein Konzert spielte. Innerhalb weniger Minuten: ausverkauft. Was sonst? Damals schon die Frage allerdings: Darf sie das? Ist Kylie Minogue Techno genug, um das Berghain zu bespielen? Oder ist sie am Ende „zu sehr Pop“?

In den letzten fünf Jahren hat sich freilich viel getan, was die Durchlässigkeit (oder eleganter: die Fluidität) der Genres angeht: Mittlerweile sind auch im Berghain-Technotempel viele DJs den melodiösen Pop-Hooks einer Kylie gar nicht mal mehr so sehr abgeneigt. Aber nicht in Friedrichshain im Hain hat Kylie Minogue am Dienstagabend, dem 12. September, für Aufsehen gesorgt, sondern in Kreuzberg – ganz dicht beim Moritzplatz. Wie das?

Der Disco- und HipHop-Schuppen Prince Charles in der Kreuzberger Prinzenstraße 85F diente Kylie nach New York und Paris zur überhaupt erst dritten Spielstätte der Welt, um für ihr kommendes „Tension“-Album (VÖ 22. September) live die Werbetrommel zu schlagen. Die Singles „Padam Padam“ und „Tension“ waren beim geladenen, erlauchten Fankreis (höchstens 200 Leute) ohnehin bekannt. Womit konnte Kylie überhaupt noch punkten?

Kylie präsentiert ihr neues „Tension“-Album im Prince Charles

Vor allem mit sehr viel Körpernähe: Kylie stieg im ehemaligen Kreuzberger Schwimmbad, das nunmehr, wasserleer, den Club Prince Charles beherbergt, viele Male beherzt von der „Bühne“ (im Grunde: dem Schwimmbeckenrand) runter zum Hardcore-Publikum, während ihr heiß ersehntes „Tension“-Album vom Band lief. Solche exklusiven Pre-Listening-Sessions sind keine Seltenheit in der Hauptstadt. Aber dass ein Megastar von ihrem Format mit den Fans, fächerschwingend, im heißen Kreuzberger Sommer, aufs komplette kommende Album dermaßen abgeht – so was sieht selbst Berlin nicht alle Jahre.

Große Überraschung auch: Während viele Pop-Alben zurzeit oft nach starken Tracks auf den prominenten Positionen eins und zwei und drei nach hinten hin qualitativ ausdünnen, hat Kylie (so auch das Urteil der Kreuzberger Tanzmeute) gerade im letzten Drittel ihres „Tension“-Albums noch ein paar Juwelen versteckt: „Vegas High“, „10 Out Of 10“ und „Story“ heißen die finalen Songs ihrer kommenden Platte. Kylie tanzt mit ihren Fans im engen, edlen, grünen Kleid von rund 20.30 Uhr bis 22 Uhr – spendiert sogar ab und an ein Autogramm. Selfies indes sind verboten: Handys musste man am Eingang abgeben.

Das Kylie-Album verspricht ein großer Disco-Banger zu werden. Anders wäre es nicht zu erklären, dass das junge Kreuzberger Publikum derart abgeht auf das Dutzend neuer Songs. Kylie ist dann irgendwann, nach vielen charmanten Anekdoten am Beckenrand, auch wieder verschwunden. Der DJ legt weiter Songs auf. Sogar Madonna. Kylie muss die Madonna-Messlatte nicht mal fürchten. Allen hier im Prince Charles ist ohnehin klar: Kylie ist die Disco-Königin. Padam Padam, wir sind vollends hypnotisiert. Und freuen uns gespannt aufs „Tension“-Album. „Your Disco Needs You“, sang Kylie einst im Jahr 2000. Klar ist aber auch: Unsere Disco braucht die Kylie, allemal. Sogar im technoiden Berlin.