Berlin-Elton John hat die schönsten Hits überhaupt gesungen. „Bennie And The Jets“? Herrlich! „Your Song“? Herzzerreißend! „I'm Still Standing“? Das Motto nach jeder gemeisterten Herausforderung!
Nun ist John, der in den Siebzigern zum Weltstar avancierte, älter geworden. Seine noch anhaltende „Farewell Yellow Brick Road“-Tour soll die letzte sein. Er wolle mehr Zeit mit seinem Mann und den Kindern verbringen, sagte er kürzlich in der britischen Fernsehshow „Today“. „Ich bin 76, wenn die Tour vorbei ist. Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich danach noch auf der Erde habe.“
Aufgrund von Covid-19-Beschränkungen und einer Hüft-OP steht Berlin für 2023 in Johns Tourkalender. In Leipzig und Frankfurt sind Termine für 2022 angedacht. Wer will, kann sich in Deutschland also ausgiebig von ihm verabschieden. Wobei der Herr nicht so agiert, als wolle er wirklich aufhören.
Ein Pet-Shop-Boys-Cover und Miley Cyrus
Gerade erst ist sein 32. Studioalbum „The Lockdown Sessions“ erschienen. Ein Werk, das während der Pandemie mithilfe von Zoom-Calls entstanden ist. Dafür rief John unter anderem Stevie Wonder und Stevie Nicks an, mit manchen Gästen soll er sich auch „unter strengen Auflagen“ getroffen haben. Musste das wirklich sein?

Seine neue Platte ist das, was Hörlustige bei vorgeschlagenen Spotifyplaylisten und in den Charts zuhauf finden: ein bisschen EDM, ein wenig HipHop, Rock und Coversongs. Mit Pop-Sängerin Miley Cyrus, Cellist Yo-Yo Ma, Red-Hot-Chili-Peppers-Drummer Chad Smith und Metallica-Bassist Robert Trujillo wagt er sich etwa an den Evergreen „Nothing Else Matters“. Wobei hier Cyrus so laut ätzt, dass Johns Stimme nicht zu hören ist. Dasselbe lässt sich bei „One Of Me“ feststellen, das bereits auf dem Debüt von Rapper Lil Nas X zu finden war und den Weltstar lediglich am Klavier präsentiert.
Bei „It's A Sin“ ist John dann immerhin am Mikrofon zu finden. Aber ein Pet-Shop-Boys-Cover mit Years & Years? Und was ist aus der Nummer mit Popstar Dua Lipa geworden? Bei der diesjährigen Oscarparty trällerten sie noch gemeinsam am Klavier liebevoll „Bennie And The Jets“, jetzt beerdigen sie „Sacrifice“ und „Rocket Man“ in dem Disco-Dance-Track „Cold Heart“.
In der „Today“-Show sagte John, er sei bereit, an die nächste Generation zu übergeben, „die Zukunft liegt in der neuen Musik“. Dieses Vorhaben demonstriert er mit „The Lockdown Sessions“. Es ist ganz anders als das, was Fans kennen. Einige werden sich sicher schwer damit tun. Vielleicht muss man es als eine nette Geste gegenüber den Jungen ansehen. Vielleicht als einen Zeitvertreib, bei dem John nur Spaß haben wollte. Oder vielleicht muss man diese Zoom-Musik einfach schnell vergessen und warten, bis der Sir live spielt – allein mit seinen Hits.


