Pop

Ed Sheeran im Berliner Admiralspalast: So lautet das knallharte Urteil der Fans

Innerhalb einer halben Minute waren alle Tickets für Ed Sheeran ausverkauft. Doch wie fanden diejenigen, die reinkamen, das exklusive Konzert wirklich? Top oder Flop?

Ed Sheeran beim Konzert in Los Angeles im November 2022
Ed Sheeran beim Konzert in Los Angeles im November 2022Chris Pizzello/Invision/dpa

Es ist ein Trend im Musikbusiness: die sogenannte Underplay- oder Undersell-Show. Heißt: Verdammt große Acts spielen in Konzert-Locations, die eigentlich viel zu klein für sie sind. Das verleiht dem Ganzen eine Aura des Extrabesonderen und gibt den Acts umgekehrt die Möglichkeit, sich vor sehr treuem Publikum für größere Auftritte warmzuspielen. Für einige Acts ist das auch ein Luxus an sich, mal wieder in einer kleinen, gemütlichen Venue spielen zu können. Wie Kylie Minogue im Berghain. Oder Placebo im Metropol.

Auf die Spitze getrieben hat das Megastar Ed Sheeran am Montagabend in Berlin, nur zweieinhalb Wochen vor Release seiner mit Spannung erwarteten neuen Platte „Subtract“: Er spielte vor 1500 Menschen im Admiralspalast. Vermutlich hätte er das Hundertfache an Publikum haben können in Berlin. Doch wie fanden es die Hardcore-Fans, die reinkamen? War es die Mühe und die teilweise lange Anfahrt zum wohl einzigen Deutschland-Konzert des Jahres überhaupt wert? Wir haben die wahren Fans getroffen und nach ihrem knallharten Urteil gefragt.


Sonia, Künstlerin

Sonia vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-Konzert
Sonia vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-KonzertGerd Engelsmann

„Ich bin heute Abend an den Admiralspalast gekommen, um Ed-Sheeran-Fans mit meiner Polaroid-Kamera abzulichten. Ich liebe Ed Sheeran! Für mich fühlt er sich fast wie ein fantastischer Freund an. Ich finde das großartig, was er macht. Er hat wirklich was zu erzählen. Zwar ist diese Story, die er erzählt, simpel – aber sie kommt doch von Herzen. Und dabei trifft er einen Punkt. Ed-Sheeran-Fans sind für mich friedfertige Menschen, die sich gern euphorisieren lassen. Ed ist mit seiner Musik in der Lage, Menschen diesen Seelenfrieden zu schenken. Vielleicht ist das auch alles, was er kann. Aber das ist doch wohl schon eine ganze Menge, oder etwa nicht?“


Jana, 29, Lehrerin

Jana vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-Konzert
Jana vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-KonzertGerd Engelsmann

„Ich reise Ed Sheeran schon seit 2014 hinterher. Ich war schon bei über 40 Konzerten von ihm. Das letzte war bei der Stadion-Tour. Aber heute Abend vor nur 1500 Menschen – das war megageil! Aber ich glaube, Ed Sheeran könnte auch vor 100 Leuten spielen, und es wäre immer noch total gigantisch. Er zieht jeden in seinen Bann, egal ob eine Person da ist oder 80.000. Ich finde das jedes Mal aufs Neue richtig schön. Das Besondere heute Abend: Irgendwann wurde ihm der Strom abgedreht. Dann ist er einfach mitten in die Leute reingegangen, hat akustisch gesungen, ohne Mikro, ohne alles. ‚Eighteen‘, ‚Afterglow‘, ‚Eyes Closed‘ und ‚Perfect‘. So was habe ich noch nie erlebt! Das war richtig geil. Er hat auch fast das ganze neue Album schon gespielt, zumindest die ersten neun Lieder. Wie bei jedem neuen Ed-Sheeran-Album denke ich: Er hat sich selbst noch mal übertroffen. Ich habe das Gefühl, dass Ed Sheeran mich versteht. Es singt das heraus, was ich mir heimlich denke. Ich mag auch, dass er ein Normalo-Typ ist. Nicht Boyband-mäßig, mit Choreografie, sondern einfach er mit seiner Gitarre. Der Typ von nebenan.“


Nina, 30, Verwaltungsfachangestellte

Nina vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-Konzert
Nina vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-KonzertGerd Engelsmann

„Ich liebe Ed Sheerans authentische Art. Diese Songs berühren mich unglaublich! In jedem Song gibt es einen Punkt, der mir in meinem Leben hilft und der mich weitermachen lässt. Ich habe Ed Sheeran schon sehr oft live gesehen. Aber in so einem kleinen Venue, vor nur 1500 Menschen? Das muss vor zehn Jahren gewesen sein. Er hat sich irgendwann in die Mitte der Fans gestellt, ohne Mikro, ohne irgendwas. Alle waren seelenruhig. Er hat ein Mädel mit auf die Box geholt, sie haben zusammen gesungen. So was hat man noch nicht erlebt, ehrlich! Das Besondere für mich ist seine Art und Weise, Lyrics zu schreiben. Was er in seinen Songs transportiert und wie er es beschreibt, ist nicht 08/15-‚Baby, ich liebe dich‘, sondern er verpackt das sehr besonders. Aufs neue Album freue ich mich schon total. Aber jetzt geht’s erst mal nach Hause nach Flensburg. Viereinhalb Stunden mit dem Auto heute Nacht, ich muss morgen wieder auf Arbeit sein.“


Sophie, 29, Executive Assistant + Verena, Policy Advisor

Sophie und Verena vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-Konzert
Sophie und Verena vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-KonzertGerd Engelsmann

„Bei den Tickets für heute Abend hatten wir einfach nur superviel Glück! Am Donnerstag um Punkt 10 Uhr waren wir sofort am Start. Diese 115 Euro haben sich so absolut gelohnt. Nun sind wir völlig sprachlos. Wir sind total beglückt, es war der Hammer! Ed ist so krass talentiert. Um 22 Uhr mussten sie den Strom abdrehen. Dann ist Ed in der Mitte auf eine Box gestiegen, mitten im Publikum. Er hat dann rein akustisch gesungen. Ohne gar nix! Und trotzdem klang die Stimme so perfekt, als wäre sie vom Band. Er war supersympathisch die ganze Zeit. Er ist bodenständig, aber wahnsinnig talentiert. Eine superseltene Kombi! Er hat viel zu uns Fans geredet, auch von den letzten zwei Jahren, die so hart waren für ihn. Er hat bestimmt acht Lieder vom neuen Album gespielt, echt schön! Aber man merkt schon, dass er da sehr viel verarbeiten musste.“


Robin, 23, Azubi

Robin vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-Konzert
Robin vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-KonzertGerd Engelsmann

„Ich bin mit meinem Papa extra aus Bremen angereist. Ich liebe Ed Sheerans offene Art. Das Persönliche. Auch wie er die Lieder macht. Genial! Wie er auf die Fans eingeht. Er erzählt extrem viel über seine Lieder. Wie er dazu gekommen ist, sie so zu schreiben. Die neuen Songs sind sehr traurig, man fühlt das irgendwie. Er hat sie zwar für seine eigene Lage geschrieben – aber ich glaube, auch jeder andere Mensch hat etwas in seinem eigenen Leben, womit er das verbinden kann. Das ist eine große Stärke seiner Lieder. In mir löst das ganz unterschiedliche Gefühle aus. Am Anfang emotional, traurig. Aber später konnte ich gut abgehen und die Stimmung genießen. Der Saal war voll mit dabei, echt cool!“


Sarah, Mariam, Nadja, Jessy

Sarah, Mariam, Nadja und Jessy vor dem Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-Konzert
Sarah, Mariam, Nadja und Jessy vor dem Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-KonzertGerd Engelsmann

„Es war super-mega! Wir haben Ed Sheeran schon öfter live gesehen, aber heute war es intimer. Nicht auf so einer großen Bühne, sondern alle etwas enger zusammen. Nicht mit einer großen Band, sondern back-to-the-roots wie früher. Nur er mit seiner Gitarre und Loop-Station. Indem er sich selbst damit loopt, ersetzt er quasi seine Band. Er hatte jemand am Klavier dabei, aber ansonsten hat er alles selber gemacht. In uns löst Ed Sheeran große Glücksgefühle aus. Seine Gedanken in den Songs sind krasser, privater geworden, das merkt man.“


Christina (l.) und Cinzia vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-Konzert
Christina (l.) und Cinzia vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-KonzertGerd Engelsmann

Cinzia + Christina

Cinzia: „Wir sind extra aus Mannheim gekommen, sechs Stunden Fahrt, das war’s definitiv wert. Ich sitze ja im Rollstuhl und hab besondere Tickets gebraucht. Ich fand’s megaschön, es war mein drittes Mal bei Ed Sheeran! Es war hautnah. Ich stand am Ende direkt vor Ed, ich hätte ihn fast anfassen können. Er hat ‚Hallo‘ zu mir gesagt. Das war so unfassbar schön, ich kann gar nicht mehr! “

Christina: „Ich war zum ersten Mal auf einem Ed-Sheeran-Konzert. Ich muss sagen: Die Atmosphäre war angenehmer als bei allen anderen Konzerten, auf denen ich jemals war. Weder Drücken noch Drängeln. Alle haben Rücksicht aufeinander genommen. Und durch das Konzert haben wir beide uns überhaupt kennengelernt.“


Laura, 25, Medizintechnik-Studentin + Marcel, 25, Büroangestellter

Laura und Marcel vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-Konzert
Laura und Marcel vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-KonzertGerd Engelsmann

Laura: „Von uns beiden bin ich wohl der größere Ed-Sheeran-Fan. Ich finde seine Songs extrem persönlich. Und trotzdem kann man nachvollziehen, was er singt. Sein Leben ist natürlich in vieler Hinsicht ganz anders als mein Leben. Und trotzdem singt er eben doch von dem, was Menschen verbindet. Auf dem neuen Album ‚Subtract‘ geht es auch um den Verlust von Menschen. So was haben wohl die meisten schon erlebt. Wir bleiben bis morgen in Berlin, werden uns noch ein bisschen die Stadt angucken. Aber der Hauptgrund, nach Berlin zu kommen, war Ed Sheeran.“

Marcel: „Laura und ich sind beste Freunde. Wir waren schon in München zusammen auf dem Ed-Sheeran-Konzert und wir haben dann erfahren, dass es demnächst, also heute Abend in Berlin, noch ein intimeres Konzert geben würde, vor viel kleinerem Publikum. Wir wollten die Chance ergreifen und hatten Erfolg. Heute Abend war es viel persönlicher als in München, wir waren Ed Sheeran näher. Und diese Freude zu teilen, macht den Abend definitiv noch besser.“


Felix, 27 + Robert, 21

Felix + Robert vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-Konzert
Felix + Robert vorm Admiralspalast nach dem Ed-Sheeran-KonzertGerd Engelsmann

Robert: „Wir waren letztes Jahr zusammen auf 21 Ed-Sheeran-Konzerten. Wir haben sozusagen die Europa-Tour mitgemacht. Und trotzdem war es für uns heute Abend in Berlin was Neues! Die ersten Songs waren sehr viel Trauer, sehr viel Weinen, ich hab zehn Minuten durchgeweint. Trotzdem gehe ich gleich mit einem sehr guten Gefühl nach Hause. Morgen sind wir auch noch mal bei Ed, bei ‚Late Night Berlin‘. Ich hab zwei Tickets gewonnen, Felix kommt mit. Es kommen übrigens auch immer mehr Männer zu Ed Sheeran. Wenn man dann down ist, findet man auch immer einen Typen und weint dann mit dem zusammen.“

Felix: „Das war magisch heute Abend, ich bin immer noch geflasht. Vom neuen Album ‚Subtract‘, was am 5. Mai erst rauskommt, hat er schon acht Songs gespielt. Es geht um Verluste aus seinen letzten Jahren, das war hardcore-emotional. Gegen Ende hin wurde die Stimmung noch mal besser. Ed hat sich einfach in die Mitte gestellt, a cappella gesungen. Das ganze Publikum war komplett ruhig und hat ihm gebannt zugehört. So was gibt es nur selten. Eines meiner besten Konzerte ever!“