Konzerttipp

Die italienische Lady Gaga kommt ins SchwuZ bei „Queers in Concert“

Die neue Konzertreihe im SchwuZ will auch queeren Acts, die man noch nicht so groß auf dem Schirm hat, eine Bühne bieten. Erfrischend in Nummer-sicher-Zeiten.

Auch Blazey spielt bei der SchwuZ-Reihe „Queers in Concert“
Auch Blazey spielt bei der SchwuZ-Reihe „Queers in Concert“Joseph Wolfgang Ohlert

Viele können es kaum noch abwarten, bis Lil Nas X, der queere Crossover-HipHopper aus den USA, am 9. November die Max-Schmeling-Halle rocken wird, bei seinem ersten Deutschland-Konzert. Sein Song „Old Town Road“ brach im Sommer 2019 den vormaligen Rekord von Mariah Carey an der Spitze der US-Single-Charts. Und während Lil Nas X, damals zarte 19 Jahre jung, etliche Wochen auf der Nummer eins der Charts war, hatte er auch sein schwules Coming-out, was seinem Erfolg keinen Abbruch tat. Lil Nas X ist der beste Beweis, dass das geht: stolz queer und mega erfolgreich im Popbiz.

Doch es ist ein Phänomen zurzeit im Konzertwesen: Während die großen Arenen meist ausverkauft sind, trauen sich die mittelgroßen Veranstalter nicht so recht, verständlicherweise: Man setzt lieber aufs sichere Pferd, statt Risiken einzugehen; erst Recht, wenn man Panik davor hat, das Publikum könnte zu nischig sein.

Sehr erfrischend, dass das SchwuZ gerade den umgekehrten Weg wagt, mit seiner Reihe „Queers in Concert“: An zwei Abenden im Oktober und auch im Dezember werden dort jeweils eine Hand voll queerer Acts auftreten. „Für queere Künstler:innen stehen nicht genügend Bühnen zur Verfügung“, sagt Marcel Weber, einer der beiden SchwuZ-Geschäftsführer. „Wenn doch, dann sind die Bühnen eher klein, mit wenig Ressourcen. Wir hingegen wollen ordentliche Gagen zahlen.“

Eine der Kuratorinnen der Reihe ist Vanessa Cutraro. „Queersein scheint en vogue“, sagt sie. „Aber guck dir mal Festivals wie Rock am Ring oder Hurricane an oder die großen Radiosender! Klar, gibt es da mal einen Lil Nas X, der ein bisschen raussticht mit seiner Queer-Identität. Aber das ist nur ein Bruchteil. Unsere Reihe soll da eine viel größere Bandbreite queerer Acts zeigen.“ Für den von ihr kuratierten Abend am 19. Oktober hat sie auch Lila Sovia eingeladen, eine Hamburger Poetry-Slammerin, die inzwischen auch im Rap-Game Fuß fasst. Mariybu, ebenfalls aus Hamburg, rappt hart gegen Sexismus. Und Myss Keta aus Mailand ist quasi die italienische Lady Gaga. Sie setzt sich im konservativen Italien für LGBT-Belange ein.

Der zweite Abend, der 20. Oktober, wird gestaltet von Dennis Agyemang aka Caramel Mafia. „Wir haben Acts aus HipHop, Dancehall, Afrobeats dabei“, sagt er. „Noch vor fünf Jahren hätten sich wohl die meisten kaum queere HipHop-Acts vorstellen können. Für „seinen“ Abend hat Dennis Agyemang auch Blazey geladen, der gerade mit seinem Debütalbum „Kwame“ steil durchstartet. Zudem: Venturathagay aus Berlin, der sarkastisch gegen Homophobie im deutschsprachigen HipHop anrappt. Jay Jay Revlon indes ist international eine Ballroom-Ikone. Und Dai Burger aus den USA hat Agyemang sogar einst im SchwuZ kennengelernt, als er auflegte. „Ein Rap-Urgestein“, wie er sagt.

Im Nachgang an die Konzerte ist dann immer auch die Pepsi Boston Bar des SchwuZ geöffnet, mit Drag-Performances. Perfekt für den Austausch nach dem Konzert. „Unsere Abende sind wie The Dome und die Bravo-Supershow in klein“, scherzt Dennis Agyemang. Und natürlich auch ein super Vor- und Nachglühen vor dem November-Konzert von Lil Nas X.

Queers in Concert SchwuZ, Rollbergstraße 26, 19. + 20.10., 7. + 8.12., 19 Uhr, VVK 18 Euro