Es ist wieder so weit: In Modemagazinen finden sich glänzende Outfits, in Kaufhäusern liegt Glitterware aus. Weihnachten steht vor der Tür. Alles muss funkeln. Nur so kommt Stimmung auf, nur so kann das Fest der Freude gebührend gefeiert werden. Außer Christmas und Konsum lässt sich nichts mit den schimmernden Gegenständen verbinden. Oder?
Nicht ganz. Am Samstagabend in der Tischlerei der Deutschen Oper hat Glitzer eine andere Bedeutung bekommen. In der Reihe „Aus dem Hinterhalt: Die Macht der Künste“, die sich als populäre Antwort auf große Opernpremieren versteht und sich aktuell mit dem „Ring der Nibelungen“ auseinandersetzt, begrüßte Kurator Elia Rediger die Popsängerin Sofia Portanet. Wie bei einer Talkshow saßen sie in Sesseln auf einer Bühne – er in einem mit Pailletten versehen Anzug, sie in einem Diskokugelähnlichen Suit. Im Scheinwerferlicht sollte so wohl ihr Starpotenzial zur Geltung kommen. Doch Kameramann Patrick Cook muss nur weinen. Portanet fragt den Kerl im Tankstellen-Look nach dem Grund. Rühren ihn die Worte über ihre Musik? Ihre Liebe zum Gesang? Wieso singt denn Cook nicht? Er hadert kurz, zieht dann seinen dunkelblauen Overall aus und wälzt sich in einer goldenen Hose auf den Boden, während er im Tenor aus Richard Wagners „Siegfried“ trällert.

