Musik

Auf welche Alben freuen sich die Leser der Berliner Zeitung im Frühling 2023?

Wir haben unsere Leser:innen gefragt, auf welche Alben sie gerade hinfiebern. Wer hat das Rennen gemacht? Ein kleiner Ausblick aufs Frühlingserwachen im Pop.

Freut sich Lana Del Rey auch schon auf den Frühling?
Freut sich Lana Del Rey auch schon auf den Frühling?Neil Krug

Wir haben unsere Leserinnen und Leser auf Instagram dazu befragt, welche kommenden Musikalben gerade am meisten Vorfreude in ihnen auslösen. Und wir haben sehr viel Feedback bekommen. Vielen lieben Dank dafür! Wir teilen die Liebe zur Musik. Zu den sehr optimistischen Antworten gehörten durchaus auch einige Acts, bei denen noch nicht so ganz offiziell klar ist, ob 2023 überhaupt ein Album kommt: Dancehall-Liedermacher Peter Fox oder Hip-Hop-Superqueero Tyler the Creator etwa. Sogar solche, bei denen es als unwahrscheinlich gelten dürfte, da das letzte noch nicht so lange zurückliegt. Zum Beispiel Flamenco-Re-Innovatorin Rosália.

Aber wünschen wird man sich ja wohl was dürfen. Dabei waren auch Alben, die vermutlich 2023 tatsächlich kommen – allerdings ist noch nicht raus, zu welcher Jahreszeit; es könnte auch Winter werden. Etwa bei der schwedischen Metal-Band Opeth oder beim österreichischen Berlin-Rapper Raf Camora. Doch einige der Platten-Releases, die unsere Leser:innen freudig herbeisehnen, stehen dieses Frühjahr an. Und das sind sie.


Depeche Mode: „Memento Mori“

Die Düster-Synth-Popper von Depeche Mode wissen einfach, wie man Spannung aufbaut. Auch als sie ihr Album „Memento Mori“ samt zugehöriger Welttournee angekündigten – nicht irgendwo, sondern hier in Berlin, im Theater am Schiffbauerdamm. Nach dem Tod von Andy Fletcher im Mai 2022 ist die Band nur noch ein Duo. Was den beiden verbliebenen Herren (Sänger Dave Gahan und Keyboarder/Gitarrist Martin Gore) aber wichtig ist bei der am 24. März erscheinenden Platte: Zwar verstarb Fletch kurz bevor es ins Studio ging; die Songs aber kannte er. Insofern wird die Platte, anders als oft behauptet, auch keine Hommage an Fletch. Ganz schön schummrig dürfte sie mit ihrem todestrunkenen Titel aber werden für eine Platte, die so kurz nach Frühlingsstart erscheint.


Lana Del Rey: „Did You Know That There’s a Tunnel Under Ocean Blvd“

Nachdem Lana Del Rey spätestens mit ihrem Meisterwerk „Norman Fucking Rockwell!“ von 2019 (vielleicht aber auch schon mit dem von Dan Auerbach produzierten „Ultraviolence“ von 2014) endgültig der Übergang vom belächelten H&M-Model zu einer Art neuen Joni-Mitchell-Singer-Songwriter-Ikone gelungen war, ging sie einigen dann doch zu sehr auf Nummer sicher: Produzent Jack Antonoff (der ja auch für den neueren Sound von Lorde verantwortlich zeichnete) klimperte immer wieder die gefühlt gleichen Tristesse-Akkordfolgen, zu denen Del Rey sich dann verhuscht im Drama suhlte. „Did You Know That There’s a Tunnel Under Ocean Blvd“ (schon jetzt wohl einer der längsten Albentitel des Jahres) verspricht aufgrund seiner Vorab-Singles einige Erfrischungen im Sound. Da müssen sich Depeche Mode, deren Platte ebenso am 24. März erscheint, wohl warm anziehen.


Metallica: „72 Seasons“

Apropos Frühlingserwachen: Der Titel der elften, am 14. April erscheinenden Langspielplatte von Metallica, „72 Seasons“, bezieht sich auf die 72 (nämlich 18 mal 4) Jahreszeiten, die ein Mensch in seinen ersten 18 Lebensjahren durchläuft. James Hetfield, Metallicas Leadsänger, sieht es so: „72 Jahreszeiten. Die ersten 18 Jahre unseres Lebens, in denen unser wahres oder falsches Selbstbild geprägt wird. Das Konzept, dass uns von unseren Eltern gesagt wurde, wer wir sind. (...) Ich denke, der interessanteste Teil davon ist die fortgesetzte Untersuchung dieser Grundüberzeugungen und wie sie unsere heutige Wahrnehmung der Welt beeinflussen.“ Es klingt nach einer stattlichen Psychoanalyse auf Gitarren.


Enter Shikari: „A Kiss For The Whole World“

Ist ein Kuss für die ganze Welt eigentlich eine großzügige Geste? Wenn man die ganze Welt küsst, ja. Andererseits: Nur ein einziger Kuss, der dann für die ganze Welt reichen soll? Die britische Trancecore-Band Enter Shikari wird uns sicher aufklären auf ihrem siebten Langspieler „A Kiss For The Whole World“, der am 21. April veröffentlicht wird. Das britische Quartett ist bekannt für seine geshouteten gesellschaftskritischen Texte. Diesmal wohl sogar dezidiert politisch mit Verweis auf einen Krieg: „Even when cities are burning / I feel our strength returning“, heißt es in der Vorab-Single „It Hurts“.


The National: „First Two Pages Of Frankenstein“

Die Dessner-Brüder (und The-National-Gitarristen) Aaron und Bryce waren in den letzten Jahren vermehrt für Megastars als Produzenten tätig. Für Leute, die deren melancholischen Blockhütten-Sound wollten. Etwa fürs „Evermore“-Album von Taylor Swift im Jahr 2020. Aaron hat auch das „Substract“-Album von Ed Sheeran produziert, das am 5. Mai erscheint. Genau eine Woche davor, am 28. April, kommt aber noch das sechste Band-Album von The National. Mit an Board sein wird auch Kuschelkrach-Avantgardist Bon Iver. Fest steht wohl: Die Leser und Leserinnen der Berliner Zeitung freuen sich im Frühling tendenziell aufs Lauschen launischer Songs. Naive Gute-Laune-Mucke geht anders. Mal schauen, was der Sommer bringt.