Maxis Mattscheibe

Neue Reality-Show auf ProSieben: Die Fürstin der Finsternis ist endlich zurück

„Das große Promi-Büßen“ versucht die Highlights bekannter Trash-TV-Formate zu vereinen. Kann das gelingen? Die geladenen Promis stimmen hoffnungsvoll.

Gastgeberin Olivia Jones
Gastgeberin Olivia Jonesdpa

Die Promis – oder alle, die sich dafür halten – werden im Helikopter zum „Camp“ gekarrt, müssen noch vorm Einzug eine erste Prüfung bestehen und aus dem Heli raushüpfen, und sind dann erst einmal eingesperrt. Es gibt kaum Essen, die Toilette ist ein fast frei stehendes Häuschen und genächtigt wird auf billigen Pritschen im Schlafsack.

Das ist Dschungelcamp 2.0, läuft jetzt aber bei ProSieben und nennt sich „Das große Promi-Büßen“. Der Privatsender versucht das Sommerloch also mit der Kopie eines Erfolgsformats zu überbrücken, baut auf massenweise RTL-typische Effekte. Es fehlen eigentlich nur die tierischen Bewohner und Bewohnerinnen des Dschungels, um die Kopie perfekt zu machen.

ProSiebens neue Reality-Show will gleichzeitig aber auch anders sein, die Stars läutern, das moralische Gewissen im Trash-TV werden. Fast pathetisch wird die Show angekündigt als Chance für die elf Promis, „sich ihren öffentlichen Fehltritten zu stellen und dafür geradezustehen“. Fehltritte gibt es bei dem knappen Dutzend genug. Matthias Mangiapane, der laut eigener Aussage erst 37 Jahre alt soll, kennt das Trash-TV liebende Publikum aus dem „Sommerhaus der Stars“, dem „Dschungelcamp“, in „Promis unter Palmen“ hat er gemeinsam mit Carina Spack, die bei ProSieben jetzt auch Abbitte leisten will, Claudia Obert gemobbt. Die – Unwissende bekommen es bei ProSieben noch einmal lauwarm im Rückblick serviert – für ihn ein „Viech“ und „eine alte Hohlbratze“ sei.

Runde der Schande mit Olivia Jones: Hier wird Abbitte geleistet

Bei der Psychorunde mit Olivia Jones, die bei ProSieben zwar nicht im Camp wohnt, aber in der „Runde der Schande“ als erhobener Zeigefinger und Moralapostel fungiert, zeigt er aber vor allem eins: Viel gelernt hat er nicht. Seine Entschuldigung ist genauso unglaubwürdig wie seine überpolierten Zähne unecht.

Mangiapane zeigte sich dann schon beim Einzug genervt von Helena Fürst. Die wurde im echten Dschungel „Fürstin der Finsternis“, manchmal auch „Höllena“ genannt, strapazierte mit ihrer anstrengenden Art nicht nur die Nerven des Publikums, sondern geriet auch immer wieder lautstark mit Mitbewohner Thorsten „Kasalla“ Legat aneinander. Auch weil ihre Sternenausbeute bei den Prüfungen dürftig, ihre Einstellung, nun ja, auch eher „mangelhaft“ war. Für das Trash-Publikum ist sie dagegen das goldene Ticket, geht allen einfach so auf den Senkel, dass Streit vorprogrammiert ist.

Auch bei ProSieben liefert sie ab, schnarcht die Nächte durch, schon nach einer Dreiviertelstunde brüllt sie Elena Miras an. Davor hat sie allerdings schon die Banane von Giselle Oppermann, bekannt als tränenreiche Kandidatin aus der Klum’schen Modelschmiede, aufgefuttert. Die folgende Konfrontation ist im Reality-Universum fest durchstudiert: Die schlanke Oppermann regt sich auf, Fürst hätte ja „genug Polster“, um weniger zu essen. Empört verlangt „Höllena“ dann eine Armlänge Abstand.

Helena Fürst trifft im Camp auf ihren Ex-Verlobten

Im Camp trifft die „Fürstin“ dann noch auf ihren ehemaligen Verlobten Ennesto Monté. Dessen einziger Höhepunkt, vielleicht auch Tiefpunkt, der Sendung kommt, als er sich den voll urinierten Eimer der Toilette beim Saubermachen erst ins Gesicht, dann über die Händchen kippt. Hausarbeit ist eben doch nicht so einfach.

Bei der ersten Prüfung („Reifen Rugby“) stößt sich Camper Daniele Negroni, der vor zehn Jahren durch DSDS bekannt, später im Dschungelcamp als kettenrauchender Choleriker gefürchtet wurde, kaum sehbar das Köpfchen. Sofort kommt der Krankenwagen angeeilt, später klagt er noch über massive Kopfschmerzen. Ist das noch Reality?

Manus und Maxis Mattscheibe
Unsere neue Kolumne widmet sich den blühenden Fernsehlandschaften von RTL und Co.: Was wird am Lagerfeuer im Dschungelcamp diskutiert? Warum wohnen im „Sommerhaus der Stars“ nur unbekannte Leute? Und wann bekommt Kader Loth endlich ihr eigenes Polit-Talk-Format? Im Wechsel besprechen unsere Autorin und unser Autor alles, was in der Trash-Szene gerade gut und wichtig ist.

Diese Woche schreibt Manuel, der sich als Stilredakteur eigentlich mit gutem Geschmack – privat aber viel lieber mit Geschmacklosigkeiten beschäftigt. Sein Credo beim Fernsehgucken? Wenn Sarah Knappik mitmacht, bin ich auch dabei.

Im Grunde genommen bietet „Das große Promi-Büßen“ also nichts Neues. Möchtegernstars nehmen sich selbst zu ernst, geraten deswegen mit den anderen schreiend aneinander und einstudiert wirkt es sowieso. Einzig der Cast der Sendung versprüht Hoffnung: Mit Fürst ist die Königin der Trash-TV-Unterhaltung dabei, Mangiapane und Spack lästern über alle, nur kaum über sich selbst. Anlass gäbe es da genug: falsche Zähne, falsche Lippen, falsches Alter?

Und mit Calvin Kleinen, übertrainierter Männlichkeitsprotz aus „Temptation Island“, zieht ein scheinbarer Verführungskünstler ein. Der zeigt sich zwar traurig, dass es bei der Prüfung kein „Team Bikini“ gab, interessierte Frauen sollten aber nicht vergessen: Noch wohnt er im holzvertäfelten 70er-Jahre-Schick bei seiner Mutti. Seine Erwartungshaltung an seine „Puppe“ äußerte er einmal in einem Instagram-Video: „So lange ich keine Frau gefunden hab, die Mama auch nur annähernd das Wasser reichen kann, bleibe ich auch noch hier.“ Wenn Frauen da mal keine Herzaugen kriegen.

„Das große Promi-Büßen“, donnerstags 20.15 Uhr bei ProSieben/Joyn