Für ein Kreuzverhör braucht es Aufmerksamkeit, Timing und eine gewisse Kälte – Tessa Hensler verfügt über alles. Sie hört freundlich zu, hakt nach, immer höflich, immer ruhig, immer hoch konzentriert, bis ein Zeuge, eine Zeugin für einen Moment ungenau wird, sich in Widersprüche verstrickt, bis die Glaubwürdigkeit kippt. „Und dann Peng“ – die Verteidigerin Tessa macht den Punkt, den sie für ihre Mandanten braucht. Ihr Job ist es, mutmaßliche Opfer von Verbrechen mit allen Mitteln der Prozessordnung in die Enge treiben. Sie gilt als brillant, sie liebt das Kreuzverhör. Die Frage, ob die Angeklagten, die sie vertritt – darunter auch Sexualstraftäter – schuldig sind oder nicht, spielt für sie keine Rolle. Vor Gericht gehe es um eine abstrakte Wahrheit, so lernte sie es an der Law School in Cambridge. Nur im harten Wettstreit um die überzeugendste Aussage gebe es so etwas wie Gerechtigkeit.

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