Das Messer war stumpf. Es durchtrennte Luftröhre, Stimmbänder und Kehlkopf, nicht aber die Schlagader der Fünfjährigen. Sie überlebte mit einer Narbe, die sich von einem Ohr zum anderen zieht, in der Mitte eine Öffnung für die Kanüle, durch die sie seitdem atmet. In Kamel Daouds Roman „Huris“ lernen wir die Überlebende als 26-Jährige kennen, die mit ihrem zerstörten Sprechapparat nur heisere, leise Laute hervorbringt. Sie wird Aube genannt, das heißt Morgenröte. Mit ihrer inneren Stimme, ihrer „schönen, eindringlichen und stummen Sprache“, ist sie fast durchgehend die Erzählerin des Romans. Sie berichtet von ihrem Leben und davon, wie ihr Dorf überfallen, ihre Familie und hunderte andere Menschen getötet wurden.

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