Schreiben als Erinnerungsprojekt

Das Leben ist ein Spinnennetz, der Roman von Kaśka Bryla auch

In „mein vater der gulag die krähe und ich“ verknüpft Kaśka Bryla die Erinnerung an Verbrechen des 20. Jahrhunderts mit der Corona-Gegenwart. Die Kritik.

Kaśka Bryla ist in Wien geboren. Ihr Vater war in Polen im Widerstand gegen die Deutschen und wurde von sowjetischen Kräften inhaftiert.
Kaśka Bryla ist in Wien geboren. Ihr Vater war in Polen im Widerstand gegen die Deutschen und wurde von sowjetischen Kräften inhaftiert.Robert Jaeger/APA/picture alliance

Immer sind Tiere im Titel. Das 2020 erschienene Romandebüt von Kaśka Bryla hieß „Die Eistaucher“, 2022 folgte „Roter Affe“, in diesem Herbst ist „mein vater der gulag die krähe und ich“ herausgekommen. Wer aus den beiden ersten Büchern gelernt zu haben glaubt, dass das zoologische Element stets eine Metapher ist, wird diesmal überrascht: Die Krähe hat schon auf Seite 16 ihren ersten Auftritt als kränklicher Jungvogel.

Überhaupt haben wir hier den seltenen Fall, dass die wichtigen Dinge des Buches im Titel vorkommen. Und dass sie nicht durch Kommata getrennt sind, kann man auch als Hinweis deuten, denn es ist im Buch alles miteinander verwoben. Nur eine wesentliche Sache fehlt: Corona.

Berliner Zeitung

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