Es war eine fast private, intime Erinnerung, die Katja Petrowskaja an den Anfang ihrer Laudatio auf Karl Schlögel stellte. Anfang März 2022 hatten sich in Berlin zahlreiche Menschen auf dem Bebelplatz versammelt, um gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu protestieren. Petrowskaja entdeckte unter ihnen einen Mann, eingehüllt in eine ukrainische Fahne: „Er stand einsam da, stützte sich auf die Absperrung, hörte aufmerksam den Rednern zu – und weinte.“ Es sei Karl Schlögel gewesen. Diese Geste auf dem Bebelplatz habe ihnen, den Ukrainerinnen und Ukrainern, gezeigt: Wir sind nicht allein. Er sei für sie, die Ukrainerin, in der Zeit des Krieges „zu einer Stütze, zum Inbegriff von Standhaftigkeit – jenseits der ideologischen Falle“ geworden.

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