Berlin- Für den diesjährigen Deutschen Buchhandlungspreis hat die Kulturstaatsministerin Monika Grütters zehn Berliner Buchhandlungen nominiert. Sie alle sind kompetent, um in der Sommerzeit an dieser Stelle Lese-Empfehlungen zu geben. Die Bücherfrage der Woche geht diesmal an Daniela Weiß von der Buchhandlung Montag: Was sind Ihre liebsten Sommerbücher und warum?
Daniela Weiß: Ich versuche mal, das ein wenig einzugrenzen: Auf jeden Fall empfehle ich „Wie man mit einem Mann unglücklich wird“ von Ruth Herzberg. Sie erzählt das Gefühlsdrama präzise und messerscharf, schreibt sich dabei bis hin zur Selbstverleugnung. Dieses Buch zu lesen ist vergleichbar mit einem Long Island Ice Tea - man unterhält sich hervorragend, aber wenn man nicht ab und zu eine Pause einlegt, führt das auch irgendwann zur Selbstzerstörung. Erschienen ist der Roman bei Mikrotext. Klein und für Reisen geeignet ist auch die Ausgabe, sie passt auf jeden Fall in irgendeine Ritze im Gepäck. Als zweites empfehle ich einen Mann, mit dem man als Leserin glücklich werden kann: Nicolas Matthieu. Sein großes Gesellschaftsporträt „Wie später ihre Kinder“ ist im Frühjahr bei Piper als Taschenbuch herausgekommen. Die Hitze und die Sehnsucht nach einem anderen Leben jenseits der Provinz sind hier geradezu körperlich spürbar. Unbedingt empfehlen kann ich auch Lauren Wilkinsons „American Spy“, das ist auch der deutsche Titel, erschienen bei Tropen. Wilkinson schreibt ein bisschen wie John Le Carré, aber cooler, weiblicher, jünger, gewitzter. Und schließlich darf im Urlaubsgepäck ein Roman von Georges Simenon nicht fehlen, zumindest wenn man nach Frankreich fährt: „Maigret macht Ferien“. Der Titel ist natürlich ironisch, Maigret macht ja nie wirklich Ferien.
Der Sommer ist immer ziemlich lustig für uns. Wir stellen vor dem Laden ein Planschbecken auf. Die Kinder nutzen das begeistert, während ihre Eltern in Ruhe nach Büchern stöbern können. Und wenn es uns zu heiß wird, hängen wir auch mal die Füße rein. So kann ich mich dann auch ein bisschen wie in den Ferien fühlen.
Unsere Buchhandlung ist ja super klein, 35 Quadratmeter hat sie nur. Das mit der begrenzten Fläche hat den Vorteil, dass ich mich beim Angebot auf das Wesentliche konzentriere und nur Bücher vorhalte, die ich wirklich gern verkaufen möchte. Bei uns sind das im Moment zum Beispiel Autorinnen aus den 30er- und 40er-Jahren, die wieder verstärkt neu aufgelegt werden. Wir haben überwiegend Titel aus kleineren, unabhängigen Verlagen. Das passt auch zu unserem recht eigenwilligen Publikum. Der Bezirk ist ja nicht grad arm an Buchhandlungen, aber jede hat dadurch ihr eigenes Gesicht. Zum Glück ist die Stimmung unter den Buchhändlerinnen aber freundschaftlich – wenn ich mal ein Buch nicht vorrätig habe und es dringend ist, dann kann ich auf eine Buchhandlung in der Nähe verweisen, die es noch hat. Das ist ja auch ein Vorteil.
