Es lag förmlich in der Luft. Freitagmittag, bei der Pressekonferenz, lief alles noch ganz höflich. Da ging es noch um die Kunst von Nan Goldin, der US-amerikanischen Fotokünstlerin, und um ihre Retrospektive „This Will Not End Well“ (Das wird nicht gut enden) in der Neuen Nationalgalerie – und nur am Rande um die politische Aufgeladenheit dieser Schau der Käthe-Kollwitz-Preisträgerin 2022.
Nomen est omen (der Name ist ein Zeichen): Die Stimmung am Abend war ohnehin angespannt, weil die Halle überfüllt war und draußen auf der Terrasse Hunderte standen und Einlass begehrten, sich aber gesittet benahmen. Nachdem der schwedische Kurator Fredrik Liew und Klaus Biesenbach, Direktor der Neuen Nationalgalerie, in die Ausstellung eingeführt hatten, redete die jüdische Künstlerin Nan Goldin – starke Worte eines Weltstars und zugleich propalästinensische Aktivistin. Aufwühlend, aber schließlich auch aufrührend – denn nach einer von ihr verlangten, sehr bewegenden Schweigeminute für alle Opfer des Krieges Gaza-Israel-Libanon spricht sie von „Genozid“ in Gaza: „Was ich in Gaza sehe, erinnert mich an die Pogrome, denen meine Großeltern entkommen sind.“ Es kam zu ausfälligen Tumulten von jungen, zumeist weiblichen Aktivisten, PLO-Fahnen schwenkend und spitz und gellend schreiend.

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