Asteria, Tochter des Titanen Koios, der Titanide Phoibe und Schwester der Leto aus der griechischen Mythologie, stürzte sich ins Meer – und landete auf der Insel Delos –, um dem notgeilen Göttervater Zeus zu entfliehen. Die Malerin Louise Bonnet, geboren 1979 in der Schweiz, seit Jahren in Los Angeles lebend, kehrt dieses Schicksal feministisch um in emotionsgeladene, manieristische Frauenkörper – als „Reversal of Fortune“.
In sämtlichen Gemälden an den Hallen-Wänden der Galerie Hetzler in den Mercator-Höfen liest man die Motive gleichzeitig als Trotz und Tragödie. Es geht ums Fliehen, ums Fallen, ums Stürzen in Raum und Zeit. Nackte, alabasterweiße, teigige, unförmig quellende Frauenkörper fallen und rutschen von Sofas, Betten oder aus unsichtbaren Höhen nach unten in teils unmöglichen, fast äquilibristischen Stellungen. So wie man sie aus der italienischen Malereigeschichte in der Zeit des Manierismus Mitte des 16. Jahrhunderts kennt, bei Parmigianio, bei Pondormo oder Tintoretto. Und fast immer stürzt Asteria mit dem Kopf voran nach unten, wie Ikarus, der mit seinen Flügeln, denen das Wachs schmolz, der Sonne zu nahe kam und der Gravitation von Mutter Erde zum Opfer fiel.

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