Uecker hat es wieder getan. Jetzt, zum alljährlichen Kunstfest Weimar, das bis zum 10. September läuft. Auch nach 24 Jahren lässt den inzwischen 93-Jährigen das Thema nicht los, dieser krasse Kontrast: Weimar, die Stadt der Klassiker, der deutschen Dichter und Denker – und oben, auf dem Ettersberg, das KZ Buchenwald, dessen Glockenturm weithin sieht, wer auf die Stadt Goethes und Schillers zufährt.
Auf den Platz vor dem Deutschen Nationaltheater hat der von der Halbinsel Wustrow stammende, nach seiner Flucht aus der DDR in den Westen an der Düsseldorfer Kunstakademie berühmt gewordene „Nagel- Künstler“ abermals sein „Steinmal“ gesetzt. Schon einmal, 1999, hatte er es in einer Essen-Baracke der KZ-Gedenkstätte aufgebaut. Die Brocken stammen aus dem Steinbruch des Lagers, in dem die Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen schwerste Zwangsarbeit leisten mussten.

Die Kalkstein-Relikte wurden nun auf Wunsch und Geheiß Ueckers vor dem Nationaltheater verteilt, der Boden mit Kreideschrift, mit den Namen einstiger Häftlinge neben je einem Stein markiert. Da liest man: Samuel, Otto, Jan, Pieter, Mozes, Ernst oder Louis ... 277.800 Häftlinge aus 50 Ländern litten in Buchenwald, 56.000 wurden von den SS-Schergen ermordet.
Erst kamen die Leute in Weimar nur zögerlich, aber dann füllte sich der Platz schon vor der Premiere der deutschen Erstaufführung von „UBU“ des amerikanischen Regisseurs Robert Wilson mehr und mehr. Uecker hat den Kulturfest-Trubel auf lapidare Art und Weise ein wenig unterbrochen – und für diesen Montag zusammen mit dem Kunstfest Weimar, der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, dem Deutschen Nationaltheater Weimar sowie dem Bürgerbündnis gegen Rechts zu einer Mahnwache aufgerufen, als Gegenaktion zu den „Montagsspaziergängen“ der Thüringer Rechten, die auf ihren AfD-Wortführer Björn Höcke schwören, der da tönte: „Ich will, dass Deutschland nicht nur eine tausendjährige Vergangenheit hat. Ich will, dass Deutschland auch eine tausendjährige Zukunft hat.“
