Streit

Keine Trennung von Kunst und Konflikt: Die Nan-Goldin-Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie

Die mit Spannung erwartete Ausstellung „This Will Not End Well“ der Kollwitz-Preisträgerin Nan Goldin in der Neuen Nationalgalerie treibt im schweren Wasser der Antisemitismusdebatte.

Aus Nan Goldins Serie „The Other Side“; sie filmte und fotografierte 1992  ihre Trans-Freunde bei einer Modenschau in Bangkok.
Aus Nan Goldins Serie „The Other Side“; sie filmte und fotografierte 1992 ihre Trans-Freunde bei einer Modenschau in Bangkok.Nan Goldin. Courtesy the artist

Ein so strenges wie pathetisches Szenario: Riesige, mit schwarzem Filz ummantelte und schallschluckend ausgekleidete Gehäuse durchziehen die Oberhalle der Neuen Nationalgalerie. Drinnen sind Nan Goldins berühmte Serien seit 1973 als Multimediashows zu sehen: Filme, mit meist melancholischer Musik, vertonte Dias. Damit kehrt der New Yorker Fotografie-Star zurück zu den Wurzeln. Mit der Filmkamera hat alles begonnen. Und nun wurde ihr gesamtes, auch fotografisches Schaffen erstmals zu bewegten Bildern arrangiert – und das offenbart die Ursuppe des inzwischen mit Kunstpreisen überschütteten Lebenswerks der 71-Jährigen.

Nan Goldin ist, wider aller Gerüchte, sie würde fernbleiben, nun doch aus New York zur Vernissage eingeflogen, trotz der aufgeheizten Atmosphäre wegen ihrer strittigen, konfrontativen Haltung zum Nahostkonflikt. Mit dem Titel der Ausstellung hat sie eigentlich angekündigt, was in Berlin passieren könnte: „This Will Not End Well“ („Das wird nicht gut enden“). Welch sarkastische Umkehrung zum Dreigroschenopern-Finale von Brecht, wo es höhnisch heißt: „Und so kommt zum guten Ende ...“.

Berliner Zeitung

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