Berlin-Geschichte

Eine Berliner Überlebende: Die Eiche am Schloss – und was sie alles über unsere Stadt weiß

Der Fotokünstler Thomas Neumann erzählt die Geschichte einer stillen „Zeitzeugin“ nahe dem heutigen Humboldt-Forum. Denn diese Eiche hat selbst eine Menge über uns zu berichten.

Noch trinkt sie Grundwasser, das Spree-Kanalwasser ist unbekömmlich: die 1897 gepflanzte Eiche am Berliner Schlossplatz
Noch trinkt sie Grundwasser, das Spree-Kanalwasser ist unbekömmlich: die 1897 gepflanzte Eiche am Berliner SchlossplatzThomas Neumann

Sie ist die Überlebende vom Berliner Schlossplatz. 1897 wurde sie als Eichenwinzling auf einem Erdreich-Inselchen im Spreekanal gepflanzt. Sie wuchs hoch übers Mauerwerk; die mickrig gewordene Krone guckt rüber zum Schloss.

Vor 15 Jahren noch gab es ein steiles Treppchen vom Platz her. Gelegentlich feierten Doktoranden der Humboldt-Uni dort heimlich ihre Promotionen; das war, ich konnte es mal miterleben, so abenteuerlich wie romantisch. Doch kannte keiner die Geschichte der Eiche über uns. Sie war damals schon knorrig, das Blattwerk zerzaust und dünn, als hätte sie Haarausfall. Aber sie ist zäh, überlebte auf ihrem Inselchen seit 127 Jahren alle Regime, Kriege, Aufstände, Ideologie-Kämpfe, Abrisse und Neubauten dieser Gegend mit. Da tobte die Geschichte: Hohenzollern-Ära, Kaiser Wilhelm, Hasser der modernen Kunst.

Berliner Zeitung

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