In der großen, lichten Ausstellungshalle der Stiftung Neuhardenberg kann sich jeder davon überzeugen, dass die Jury sich zu Recht für diese sechs Künstlerinnen und Künstler entschieden hat. Die Auswahl musste aus 300 Bewerbern für den diesjährigen Kunstpreis des Landes Brandenburg getroffen werden. Es leben und arbeiten eine Menge Bildende Künstlerinnen und Künstler in der weitläufigen Mark. Etliche haben auch noch eine zweite Bleibe oder einen Koffer in Berlin, schätzen sozusagen das duale System, weil sie in der Hauptstadt ihre Galeristen oder Ausstellungsmöglichkeiten haben, die Ateliermieten in Berlin aber längst nicht mehr stemmen können.
Das Land Brandenburg schätzt seine vielen Künstler und zeigt das mit einem Kunstpreis-Regen, pro Kategorie dotiert mit 4000 Euro. Dafür lässt es sich im Künstlerbedarf ganz gut einkaufen oder mal eine Bildungs- und Auftank-Reise finanzieren. Märkische Oderzeitung (MOZ) und Stiftung Neuhardenberg haben sich zusammengetan, hinzu kam die Ostdeutsche Sparkassenstiftung, die seit 2018 den Preis für Fotografie spendiert. Der Ministerpräsident des Landes Brandenburg lobt den Ehrenpreis für jeweils ein Lebenswerk aus. Und die brandenburgische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur vergibt ein Nachwuchs-Förderstipendium.
Und so bekommen am Sonntag der Maler Fritz Bornstück, der Grafiker Daniel Becker, der Fotograf Micha Winkler und die Installationskünstlerin Ilka Raupach den Preis. Und für ihr Lebenswerk wird die bekannte Altlangsower Bildhauerin Sylvia Hagen geehrt. Über den Nachwuchsförderpreis kann sich der junge Videokünstler Julius Angerer freuen.

Ihre Werke in der Ausstellung belegen, dass ihre preisbedachte Kunst etwas Besonderes ist. So entstanden Micha Winklers Bilder „Maritim“ mit einer Lochbildkamera, der legendären Camera Obscura, am Strand von Cornwall, Motive zwischen Schärfe und Unschärfe wie vom Ende der Welt: schemenhafte Gestalten, Boote, Möwen. Es sind Metaphern vom Vergehen der Zeit – und der Macht des Augenblicks.
Der junge Maler Fritz Bornstück hat sich in der Märkischen Schweiz niedergelassen, macht in dieser eigenwilligen Landschaft ganz andere Entdeckungen als zuvor in Berlin-Neukölln. Nach wie vor oszillieren seine Bilder zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Aber zu den surrealen popkulturellen Motiven zu Themen wie Umweltzerstörung und Klimaveränderung, zu den Folgen von Konsum- und Wegwerfgesellschaft kommen nun Anklänge an die romantische Landschaftsmalerei.
Und die fürs Lebenswerk geehrte 75-jährige Sylvia Hagen vereint meisterlich das Existenzielle und Fragmentarische ihrer Figuren. Deren tektonischer Aufbau aus kruden Tonplatten erzählt vom Unvollkommenen, Unvollendeten allen menschlichen Strebens.
