Nachruf

„Hexe aus dem Odenwald“: Zum Tod der großen Bildhauerin Rebecca Horn

Sie mischte seit den 70er-Jahren die internationale Kunstwelt mit feministischer Poesie auf. Im Alterswerk verzauberte sie durch spirituelle Utopien. Ein Nachruf.

Die deutsche Bildhauerin Rebecca Horn im Oktober 2010 zur Verleihung des Praemium Imperiale des japanischen Kaiserhauses in Tokio für ihre Bildhauerkunst
Die deutsche Bildhauerin Rebecca Horn im Oktober 2010 zur Verleihung des Praemium Imperiale des japanischen Kaiserhauses in Tokio für ihre BildhauerkunstEPA

Die Nachricht trifft wie ein Schwerthieb, mitten hinein in den Aufbau der Art-Week-Ausstellung für Rebecca Horn in der Berliner Galerie Thomas Schulte. Vor wenigen Jahren standen wir vor ihrer „Pfauenmaschine“ im imposanten Rundschaufenster des historischen Tudor-Hauses an der Leipziger Straße. Und dahinter an der Wand fand sich eine Leiter-Installation, darauf hingen Geigen – der „Turm der Namenlosen“. Das stumm-surreale Konzert galt vor drei Jahren dem Berliner Gallery Weekend und erinnerte da auch an den Holocaust.

Die durch Documenta-Weltausstellungen und Venedig-Biennalen berühmte Bildhauerin Rebecca Horn (1972 war sie die jüngste Documenta-Teilnehmerin, im Alter wurde die Lehmbruck- und Praemium-Imperiale- Preisträgerin an die Akademie der Künste Berlin berufen) gab gerne Werke aus ihrer Factory im heimatlichen Michelstadt im Odenwald nach Berlin, mal in den Gropius Bau, mal in die St.-Johannes-Evangelist-Kirche in Mitte, zuletzt öfter zu ihrer Galerie Schulte. Horn war und blieb der Stadt eng verbunden, in der sie von 1989 an viele Jahre an der Universität der Künste gelehrt hatte und wo namhafte Kunstfans wie Peter Raue ihre Töchter nach ihr benannten: Rebecca.

Berliner Zeitung

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