Debatte

Freiheit für Mr. Bojangles – wie weiter beim Thema kulturelle Aneignung?

Wer darf was spielen und singen? Nur wenig hat zuletzt das kulturelle Geschehen so sehr beeinflusst wie die Debatte über kulturelle Appropriation. Ein Ausblick.

Die Jazz-Musiker Hank Mobley (l.) und Alfred Lion im Dokumentarfilm „Blue Note, A Story of Modern Jazz“ von 1996
Die Jazz-Musiker Hank Mobley (l.) und Alfred Lion im Dokumentarfilm „Blue Note, A Story of Modern Jazz“ von 1996Cola Images /imago

Wenn man die Diskussion über kulturelle Aneignung nicht einfach als jüngste Erregung einer aus dem Ruder laufenden Cancel Culture abtun, sondern verstehen will, ist die Geschichte des amerikanischen Jazz-Labels Blue Note Records aufschlussreich. Gegründet wurde es 1939 von den deutsch-jüdischen Emigranten Alfred Lion und Francis Wolff in New York. Beide waren dem Jazz schwarzer Musiker bereits in den 20er-Jahren in Berlin begegnet, bei Lion hatte der Pianist Sam Wooding einen bleibenden Eindruck hinterlassen und den damals 17-Jährigen zum glühenden Verehrer der in Deutschland bald verbotenen Musik gemacht.

Wooding war 1925 zunächst als Pianist der Tanz- und Musikshow „Chocolate Kiddies“ aufgetreten, eine im Broadway-Stil produzierte Aufführung, die zwar in New York konzipiert und einstudiert worden war, am Broadway aber nie lief. Die Jazz-Prägung der Inszenierung war unüberhörbar, Duke Ellington hatte einige der Lieder komponiert. Mit einer eigenen Band trat Sam Wooding schließlich erst zwei Jahre später in Erscheinung.

Berliner Zeitung

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