Wenn man die Diskussion über kulturelle Aneignung nicht einfach als jüngste Erregung einer aus dem Ruder laufenden Cancel Culture abtun, sondern verstehen will, ist die Geschichte des amerikanischen Jazz-Labels Blue Note Records aufschlussreich. Gegründet wurde es 1939 von den deutsch-jüdischen Emigranten Alfred Lion und Francis Wolff in New York. Beide waren dem Jazz schwarzer Musiker bereits in den 20er-Jahren in Berlin begegnet, bei Lion hatte der Pianist Sam Wooding einen bleibenden Eindruck hinterlassen und den damals 17-Jährigen zum glühenden Verehrer der in Deutschland bald verbotenen Musik gemacht.
Wooding war 1925 zunächst als Pianist der Tanz- und Musikshow „Chocolate Kiddies“ aufgetreten, eine im Broadway-Stil produzierte Aufführung, die zwar in New York konzipiert und einstudiert worden war, am Broadway aber nie lief. Die Jazz-Prägung der Inszenierung war unüberhörbar, Duke Ellington hatte einige der Lieder komponiert. Mit einer eigenen Band trat Sam Wooding schließlich erst zwei Jahre später in Erscheinung.

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