Die Assistentin führt mich durch das Theater ins obere Foyer, wo Klaus Maria Brandauer auf einem Samtstuhl an einem Tischlein sitzt und in ein Brötchen beißt. Er habe gute Laune, raunt sie mir noch zu. Ob es dabei bleibt? Die Baugeräusche und der Admiralspalast versetzen mich zurück in das Jahr 2006, als Brandauer mit seiner Inszenierung der „Dreigroschenoper“ den Admiralspalast wiedereröffnete. Es war ein Großereignis, mit viel Medienbrimborium, Bauschwierigkeiten und Campino als Mackie Messer. Die Kritiken waren negativ, meine war sogar ein bisschen fies. Auch Brandauer hatte gut gegen die Hauptstadtpresse ausgeteilt damals. Das gehört zum Sport. Aber es tut natürlich meiner Bewunderung für den Schauspieler Brandauer keinen Abbruch. Sein mephistophelisches Grinsen, sein wallensteinernes Gepolter, sein untrügliches Gespür für Rampe, Bildausschnitt und die eigene Wirkung – alles wurzelechter Brandauer und sozusagen das Grundvergnügen. Aber dann gibt es die Momente, in denen der Strom der Verwandlung fließt zwischen seinem Spiel und dem, der zuschaut, und eine eben noch literarische Figur steht da in Fleisch und Blut. Darum soll es gehen: um die Geheimnisse der Schauspielkunst. Und je länger wir reden, desto besser wird die Laune.

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