So waren sie, unsere ost- und westdeutschen Ferien-Fahrten in den Siebzigern und Achtzigern nach Rügen oder Rimini, im Wartburg oder Opel: Wenn ER im Radio mit Cointreau-Stimme sein „La Bohème“ in die Autokapsel schmetterte und alle mitsangen, dann war die Aussicht auf Kiefern- oder Zypressenhaine, auf Florena- oder Nivea-Strandtage so süß und stark wie eine eisgekühlte Coca-Cola. Oder eben nur eine Vita-Cola.
Denn da sang einer, der das Leben zu verstehen schien. Man musste noch nicht mal Französisch können; die inhärente Menschlichkeit seiner Lieder funktionierte auch ohne Fremdsprachenkenntnisse. Man spürte, bei ihm geht es um alles oder nichts: Leben, Liebe, Tod. Manchmal war er auch ein bisschen misogyn, wie in „Tu t’laisses aller“ – Du lässt dich geh’n, aber wenigstens ehrlich. Charles Aznavour – unser singender Held aus menschlicheren, wenn auch nicht besseren Zeiten.

Mit einem Abo weiterlesen
- Zugriff auf alle B+ Inhalte
- Statt 9,99 € für 2,00 € je Monat lesen
- Jederzeit kündbar
Sie haben bereits ein B-Plus? Melden Sie sich an
Doch lieber Print? Hier geht's zum Abo Shop
