Kino

„Monsieur Aznavour“: Manchmal soll es einfach schön sein

Chansons aus menschlicheren Zeiten: Ein Biopic widmet sich dem großen armenisch-französischen Liedermacher und Sänger Charles Aznavour. Die Filmkritik.

Tahar Rahim, selbst bekannt durch die Netflix-Produktion „Die Schlange“ und den Spielfilm „The Mauritanian“, spielt Aznavour.
Tahar Rahim, selbst bekannt durch die Netflix-Produktion „Die Schlange“ und den Spielfilm „The Mauritanian“, spielt Aznavour.Antoine Agoudjian

So waren sie, unsere ost- und westdeutschen Ferien-Fahrten in den Siebzigern und Achtzigern nach Rügen oder Rimini, im Wartburg oder Opel: Wenn ER im Radio mit Cointreau-Stimme sein „La Bohème“ in die Autokapsel schmetterte und alle mitsangen, dann war die Aussicht auf Kiefern- oder Zypressenhaine, auf Florena- oder Nivea-Strandtage so süß und stark wie eine eisgekühlte Coca-Cola. Oder eben nur eine Vita-Cola.

Denn da sang einer, der das Leben zu verstehen schien. Man musste noch nicht mal Französisch können; die inhärente Menschlichkeit seiner Lieder funktionierte auch ohne Fremdsprachenkenntnisse. Man spürte, bei ihm geht es um alles oder nichts: Leben, Liebe, Tod. Manchmal war er auch ein bisschen misogyn, wie in „Tu t’laisses aller“ – Du lässt dich geh’n, aber wenigstens ehrlich. Charles Aznavour – unser singender Held aus menschlicheren, wenn auch nicht besseren Zeiten.

Berliner Zeitung

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