Der oscarprämierte Regisseur Guillermo del Toro liebt das Phantastische. Vor allem liebt er Monster. In seinen Filmen wie „Pans Labyrinth“, „Shape of Water“ oder „Hellboy“ sind monströse Kreaturen keineswegs das Böse schlechthin, sondern repräsentieren das Unerwünschte und Abnorme: von der Gesellschaft missverstanden und ausgestoßen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich del Toro – der in seinem privaten „Bleak House“ einen eigenen Frankenstein-Saal eingerichtet hat – an eine Verfilmung des berühmten Romans von Mary Shelley Wollstonecraft wagen würde. Denn Frankensteins Geschöpf ist das wohl berühmteste Monster der Filmgeschichte: zugleich bedrohlich und tragisch, ein Außenseiter wider Willen, der von seinem ehrgeizigen Schöpfer aus Leichenteilen zusammengesetzt und belebt wurde.
Nun hat del Toro seinen bereits 2007 geäußerten Wunschtraum endlich verwirklicht: als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor, und mit einem Budget von 120 Millionen Dollar. Sein „Frankenstein“ ist ganz klar die aufwändigste und opulenteste Verfilmung des Stoffs, noch vor „Mary Shelley’s Frankenstein“.
Mit diesem Film von Kenneth Branagh aus dem Jahr 1994 hat die aktuelle Frankenstein-Version einiges gemein: Sie lehnt sich stärker als andere Adaptionen an die literarische Vorlage an, sie nutzt die im ewigen Eis des Nordpols spielende Rahmenhandlung des Romans, und sie setzt gleichermaßen auf große Emotionen wie auf durchaus saftige Gewalteruptionen. Wo aber Branaghs „Frankenstein“-Version in der Figurenzeichnung sprunghaft und unplausibel wirkte, hat del Toro seine Charaktere besser im Griff.

Mit einem Abo weiterlesen
- Zugriff auf alle B+ Inhalte
- Statt 9,99 € für 2,00 € je Monat lesen
- Jederzeit kündbar
Sie haben bereits ein B-Plus? Melden Sie sich an
Doch lieber Print? Hier geht's zum Abo Shop
