Michelle Williams hat gewissermaßen eine Karriere daraus gemacht, uns zum Weinen zu bringen. Das begann Ende der 1990er-Jahre mit der Jugendserie „Dawson’s Creek“, in der ihre Figur Jen Lindley in sechs Staffeln immer am meisten leiden und zum Schluss (Achtung, Spoiler!) sogar sterben musste. Und es setzte sich mit großartigen, tieftraurigen Filmen wie „Meine beste Freundin“ (2001), „Brokeback Mountain“ (2005), „Wendy and Lucy“ (2008), „Blue Valentine“ (2010) und „Manchester by the Sea“ (2016) fort, in denen sie stets Frauen spielte, die bitter enttäuscht wurden; denen andere Figuren schrecklich das Herz brachen; die fiese Ungerechtigkeiten und Schmerzen erlitten. Williams ist die Film- und Serienkönigin der seelischen Pein. Und erstaunlicherweise benötigt sie meist nur wenige Blicke, um die Tragik eines ganzen Lebens auszudrücken.
In der Miniserie „Dying for Sex“ auf Disney+ verkörpert Williams nun eine Frau, die erfahren muss, dass ihre Krebserkrankung nach zwei Jahren zurückgekehrt ist. Eine Heilung ist diesmal ausgeschlossen. Das hoffnungslose Vergießen vieler Tränen, das Williams seit mehreren Dekaden mit ihrer brillanten Arbeit vor der Kamera befördert, scheint bei dieser Prämisse eigentlich unvermeidlich. Doch Überraschung: Die in acht etwa halbstündigen Episoden erzählte Serie ist nicht durchweg tränentreibend, sondern zuweilen herrlich skurril und schwarzhumorig. Sie erlaubt uns, bei allem Ernst der Lage häufig zu lachen – weil die Protagonistin Molly es ebenfalls tut.

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