Wenn am Freitagabend die drei Nominierten für die beste männliche Nebenrolle dran sind, die um den Deutschen Filmpreis konkurrieren, werden nur zwei Titel genannt. Aus „Sterben“ haben sich die Mitglieder der Schauspielsektion der Deutschen Filmakademie sich nämlich gleich zwei Kandidaten ausgeguckt.
Hier soll aber der dritte Nominierte genauer betrachtet werden: Christian Friedel. Er war in „15 Jahre“ zu sehen, jener späten Fortsetzung des Films „Vier Minuten“. Die von Hannah Herzsprung dargestellte Hauptfigur Jenny ist in der neuen Geschichte aus dem Knast raus, arbeitet zur Resozialisierung als Putzfrau und wird dabei von einem früheren Bewunderer gefunden. Das ist Harry Mangold, gespielt von Christian Friedel.
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Warum er dafür eine Lola-Nominierung erhalten hat, lässt sich leicht verstehen. Friedel, der oft so doppelbödig agiert, wirkt hier lange wie der personifizierte Gutmensch mit sanfter Stimme und weichen Gesten, der unbedingt der wütenden Jenny eine neue Chance in der Musik geben will. Weich wie ein Kuschelbär, knapp vor der Karikatur, scheint dieser Harry Mangold. Friedel spielt ihn so, dass nach und nach heftiger hindurchscheint, wie all das Engagement für andere nur der Stärkung des eigenen Egos dient.
„15 Jahre“ war noch nicht lange im Kino, da wurde der Eindruck durch einen ganz anderen Film verdrängt, „The Zone of Interest“, in dem Christian Friedel den Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß spielt. Dieser Film brachte ihn an der Seite von Sandra Hüller zur Oscar-Verleihung nach Hollywood. Zu Hause ist Christian Friedel in Dresden, wo der 1979 in Magdeburg Geborene am Staatsschauspiel als Darsteller und als Regisseur zu erleben ist; seit 13 Jahren auch singend und komponierend mit seiner Band Woods of Birnam.
Bereits seine erste Kinorolle hatte Christian Friedel in einem international höchst erfolgreichen Film. Er war 2009 der Lehrer in Michael Hanekes „Das weiße Band“. Als er sechs Jahre später den einzelgängerischen bayerischen Hitler-Attentäter Georg Elser in „Elser – Er hätte die Welt verändert“ verkörperte, war er beim Deutschen Filmpreis für die beste männliche Hauptrolle nominiert, ging aber leer aus.

