Trump-Hotel wird verkauft

Die Lobby der amerikanischen Korruption: das Trump-Hotel in Washington

Ist der Ruf erst ruiniert: Donald Trump verkauft sein Hotel in Washington. Die Luxusherberge dürfte ihm noch einmal richtig viel Geld einbringen.

Die Fassade des Trump International Hotel ist denkmalgeschützt – zum Glück!
Die Fassade des Trump International Hotel ist denkmalgeschützt – zum Glück!imago/William Perry

Im vergangenen Jahr versuchte der Fußballheld Ronaldo, seine Wohnung im Washingtoner Trump International Hotel zu verkaufen. 2015 hatte er das 230-Quadratmeter-Etablissement für 18,5 Millionen Dollar erworben. Nun berichtete die New York Times mit durchaus hämischem Unterton, dass er dieses Geld wohl nicht mehr zurückerhalten werde. Nach vier chaotischen Jahren rechtspopulistischer Trump-Präsidentschaft und dem versuchten Putschversuch seiner Anhänger ist es durchaus geschäftsschädigend, in einem mit dem Namen Trump dekorierten Haus zu arbeiten oder zu leben.

Nun will ein Aktienfonds – die CGI Merchant Group aus Miami – für das Washingtoner Trump-Hotel mit seinen 263 Zimmern und Suiten 375 Millionen Dollar zahlen. Für Trump dürfte sich der Deal lohnen: Der Staat hatte ihm 2013 das Gebäude auf 60 Jahre verpachtet, für den Verkauf des Pachtvertrags streicht er angeblich eine Rendite von über 200 Prozent ein. Die neuen Besitzer wollen das nur wenige Blöcke vom Weißen Haus entfernte Hotel weiterbetreiben, allerdings unter einem unbelasteten Namen: als Waldorf Astoria.

Das historische Gebäude war einst das Hauptpostamt für die USA

Der Bau hat eine klangvolle Geschichte: Als Old Post Office Pavillon Washington – also de facto das Hauptpostamt Amerikas – wurde er 1892 bis 1899 nach den Plänen des angesehenen Willoughby J. Edbrooke errichtet. Er diente damit einer der neben der Verfassung und der Armee wenigen allgemein anerkannten Symbolinstitutionen amerikanischer Einigkeit. Entsprechend wurde die Architektur gestaltet: Das Old Post Office, wie es meist genannt wurde, ist ein Hauptwerk der von Henry Hobson Richardson geprägten nordamerikanischen Neuromanik, die in diesen Jahren von vielen Architekten als neuer Nationalstil propagiert wurde. Natursteine aus den amerikanischen Bergen, das übergroße Format, die riesige Zentralhalle, auch die damals sensationelle Verwendung von Stahlkonstruktionen und der mehr als 90 Meter hohe, burgartige Turm – all das sprach für eine neue Zeit, für eine kreative Abkehr vom als Staatsstil bis dahin dominanten Neuklassizismus mit seinen griechischen Säulen und Tempelfassaden.

Neuromantischer Mix aus Schloss und Burg: das Trump-Hotel in Washington
Neuromantischer Mix aus Schloss und Burg: das Trump-Hotel in Washingtonimago/Pete Marovich

Bis 1934 diente der Prachtbau als zentraler Sitz der Postverwaltung. Danach wurden Verwaltungen hier untergebracht, 1966 der Denkmalschutz verkündet, 1983 erhielt der Bau den Namen der ersten Vorsitzenden der staatlichen Kunststiftung National Endowment for the Arts, Nancy Hanks. Doch einen wirklichen Zweck fand man nicht. 1970 wurde sogar der Abriss debattiert, was an heftigen Bürgerprotesten scheiterte – die malerische Architektur des Hochhistorismus begann, beliebt zu werden. Aber auch der Umbau zu einer Shopping-Mall in den 1980ern brachte keinen Erfolg.

Als dann 2013 ausgerechnet ein unter Kontrolle Donald Trumps stehendes Konsortium den Pachtvertrag erhielt, kam es zu einem öffentlichen Aufschrei. Trump galt schließlich nicht nur als einer der unseriösesten Investoren seiner Zeit, der vor allem Steuerrechtslücken ausbeutete und schamlos Konkurrenten, Mitinvestoren und Auftragsformen betrog. Er war auch berüchtigt für seinen neureich-protzigen Geschmack, seit dem Bau des vollkommen überdekorierten Trump-Towers in New York. Es half nichts – Trump erhielt den Zuschlag und strengte sich redlich an, alle Vorurteile zu bestätigen.

Wer heute in das Trump-Hotel geht, kann nicht im Traum auf die Idee kommen, dass es einst ein Verwaltungsbau war. Satte Polster, glitzernde Kronleuchter, goldene Relings, schimmernde Granitsäulen und hohe Gewölbe, Marmor, Silber und kostbare Porzellane, tiefe Teppiche, die das Gehen wie ein Schwimmen wirken lassen. Und überall dominiert eine Farbe: Das Dunkelblau der amerikanischen Präsidenten. Sicher, einige Holzböden wurden bewahrt, auch die Stahlkonstruktionen. Und vieles in dieser Ausstattung entspricht jener komfortablen späthistoristischen Pracht, die gerade angelsächsische Luxushotels oft auszeichnet. Dennoch ist das Trump-Hotel von vornherein vor allem ein Machtsymbol gewesen – inklusive der Ignoranz gegenüber den Forderungen der Denkmalbehörden.

Familienunternehmen: Jede Buchung bereicherte den Trump-Clan

Blitzschnell entwickelte sich das Hotel zu dem Treffpunkt der Trump-Lobbyisten und zu einer guten Einnahmequelle. Schon die Party Trumps nach seinem überraschenden Wahlsieg über Hillary Clinton war ein Skandal – musste die Republikanische Partei doch eine Million Dollar an die Trump-Organisation überweisen. Vor allem aber war das Trump-Hotel der Tummelplatz all jener superchristlichen Verbände, republikanischen Einflussgruppen und Erzkonservativen in den USA sowie vieler totalitär regierter Staaten, die hier Einfluss auf die Politik nehmen wollten. Die Vermietungslisten lesen sich wie ein Who is who der Korrupten, Reaktionären und Autoritätsgläubigen dieser Welt. Man mietete für oft über 500 Dollar die Nacht ein Zimmer, buchte für Zehntausende die teuren Veranstaltungssäle und Lobbys für Spendenessen oder Kongresse.

Blick in das glasüberdachte Atrium des Hotels: satte Polster, glitzernde Kronleuchter
Blick in das glasüberdachte Atrium des Hotels: satte Polster, glitzernde KronleuchterBLZ/Nikolaus Bernau

Und jede Buchung bereicherte den Trump-Clan. Dabei bestimmt die Verfassung der USA eindeutig, dass Amtsträger aus ihrem Amt keinerlei Gewinn erzielen dürfen, bestraft selbst indirekte Korruption streng. Der Trump-Clan aber, reich geworden durch die Ausbeutung von Steuerschlupflöchern und die Ausbeutung staatlicher Bauprogramme, fand immer wieder eine Möglichkeit, diese Gesetze zu umgehen oder mithilfe von Trumps willfährigen Richtern schlichtweg zu ignorieren.

Genau das ist seit der verlorenen Wahl und dem gescheiterten Putschversuch von Trump-Anhängern am 6. Januar 2021 aber auch das Problem des Trump-Hotels. Sein Ruf ist so ruiniert wie der seines Namensgebers. Inzwischen wurde, wie die New York Times lustvoll berichtet, in der Bar Benjamin der 120 Dollar teure „Trump-Tower“ von der Karte gestrichen, gefüllt mit einem halbkiloschweren Hummer, acht Austern, vier Muscheln und reichlich Shrimps. Der Shop für Luxus-Anzüge von Brioni ist geschlossen, auch Ivanka Trumps Schönheits-Spa. Nun soll mit Waldorf Astoria ein Neustart versucht werden – sicher auch superluxuriös, aber weniger politisch.

Es ist also Schluss mit dieser „Lobby der amerikanischen Korruption“, wie der Trump-Berater Healy Baumgartner das Trump-Hotel einmal bezeichnet hat. Dem Trump-Clan kann das egal sein. Er verdient nach amerikanischen Berichten mindestens 100 Millionen Dollar an dem Deal. Nach Abzug aller Unkosten, aller Zinsen, aller Schulden und aller Steuerabzüge. Schon wieder ein Riesengeschäft auf Kosten der Steuerzahler.