Seit einem Jahr fehlt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei kaum einer Film-Preisverleihung, er war per Satellit zugeschaltet bei den Grammys, den Golden Globes, er hielt Ansprachen bei allen großen Filmfestivals, in Venedig, in Cannes und zuletzt Mitte Februar bei der Berlinale. Sogar die New Yorker Börse durfte er – virtuell – eröffnen und seine Botschaft verkünden, nämlich dass die Ukraine die Freiheit verteidigt und den Krieg gewinnen wird. Doch bei der Oscarverleihung, die in der Nacht von Sonntag auf Montag in Los Angeles stattfindet, lassen sie Selenskyj schon zum zweiten Mal abblitzen. Eine Erklärung dafür gab die Filmakademie nicht, wie das Branchenblatt Variety vermeldet.
Variety spekuliert auch über die Gründe, aus denen der ukrainische Präsident bei der in alle Welt übertragenen Verleihung nicht erwünscht ist. Will Packer, der die Oscars im vergangenen Jahr produzierte, sei Gerüchten zufolge besorgt gewesen, der Akademie könne vorgeworfen werden, sie schenke der Ukraine so viel Aufmerksamkeit, weil der Krieg dort weiße Menschen betreffe, während sie andere Konflikte, die People of Color betreffen, ignoriere.
Wolodymyr Selenskyj hat schon einen Oscar bekommen – von Sean Penn
Ob das stimmt? Ob die Akademie wirklich so vorsichtig ist, nachdem ihr in den vergangenen Jahren immer wieder vorgeworfen wurde, die Oscars seien zu alt und zu weiß, was sich allerdings auf die ausgezeichneten Filme, die Schauspielerinnen und Regisseure bezog? Als Unterpfand für mehr Diversität kann der ukrainische Präsident tatsächlich nicht dienen.


