Kolumne „Nachtgesichter“

Bordell meines Vertrauens – eine Geschichte aus dem Paradies

Als Salomé Balthus kennt sie die Geheimnisse Berliner Nächte. Hier schreibt Hanna Lakomy regelmäßig über Sex und Gesellschaft, Politik und Emanzipation.

Viele waren Mütter, alleinerziehend. Sie verdienten hier mehr Geld für ihre Kinder als anderswo und waren trotzdem zum Schulschluss zu Hause, um für sie da zu sein.
Viele waren Mütter, alleinerziehend. Sie verdienten hier mehr Geld für ihre Kinder als anderswo und waren trotzdem zum Schulschluss zu Hause, um für sie da zu sein.Uwe Hauth

Das Haus ist nicht mehr. Das Gebäude natürlich schon, eine gewöhnliche Mietskaserne in Charlottengrad-Wilmersdorf. Nichts weist darauf hin, dass dort das Bordell meines Vertrauens war. Am Türschild stand zur Tarnung „Onlinemarketing & Werbung“, und drinnen ein, Zitat, Wohlfühlparadies, wo Ihre Träume Wirklichkeit werden aus bunten Gazevorhängen, Kunstfellteppichen und „Kuschelrock II“. Es roch nach Raumspray, dem Zigarettenqualm aus der verdreckten Küche, einer betäubenden Mischung eines Dutzend billiger Parfums und nach warmer, nackter Haut.

Berliner Zeitung

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