Paläontologie

Ein 247 Millionen Jahre alter „Wundersaurier“ entdeckt: Dieser Zeitraum ist unvorstellbar!

Neue Methoden führen zu einem spektakulären Fund aus längst vergangener Zeit. Aber wozu trug der kleine Kletterer einen bunt leuchtenden Kamm auf dem Rücken?

Eine grafische Darstellung von Mirasaura grauvogeli.
Eine grafische Darstellung von Mirasaura grauvogeli.Rick Stikkelorum/dpa

Neunzig Jahre lang konnte das Fossil nicht entschlüsselt werden, es lag zuletzt in einer Schublade in Stuttgart. Nun führten neue Methoden dazu, dass der Grauvogel-Dinosaurier entdeckt wurde. Das kleine Wesen wurde „Mirasaura“ (Wundersaurier) genannt, denn auf seinem Rücken wuchs wie eine Haiflosse oder ein überdimensionierter Hahnenkamm eine komplexe Struktur, die wie primitive Federn wirkt, aber weder aus echten Federn noch aus Haut oder Schuppen besteht.

Der Paläontologe und Erstautor der nun veröffentlichten Studie, Stephan Spiekman, und sein Team vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart entdeckten den besonders gut erhaltenen Abdruck des Kopfes, der es den Forschenden ermöglichte, das ursprüngliche Aussehen des Tieres zu rekonstruieren. Zwar war bekannt, dass Dinosaurier und Vögel Federn hatten, nach aktuellem Forschungsstand allerdings erst Millionen Jahre später. Wozu trug der kleine Kletterer also den bunt leuchtenden Kamm auf dem Rücken? Fliegen konnte er damit wohl nicht.

Und so mythisch und keck das nur wenige Zentimeter große Sauriertier auch aussieht, staunend machen doch vor allem die Zeiträume. 247 Millionen Jahre seien die untersuchten Fossilien alt. Sie liegen hier herum, in Stuttgart, in einer Schublade. Vor Millionen von Jahren auf einen Stein gedruckt. Magisch fühlt es sich an, wenn man dem menschlichen Gehirn diesen Zeitraum zutraut und den Versuch startet, sich das vorzustellen und durch die Zeit zurückzureisen. Gelingen kann es kaum.

Denn es ist ein Beispiel für den 1981 vom US-amerikanischen Sachbuchautor John McPhee eingeführten Begriff der „Tiefenzeit“, die diese kaum greifbaren Ausmaße geologischer Dauer meint. „Der menschliche Geist ist vielleicht noch nicht weit genug entwickelt, um die Tiefenzeit zu verstehen. Er ist vielleicht nur in der Lage, sie zu messen“, sagt er. Ja, dieses kleine Wunderreptil liegt praktisch über unserer Vorstellungskraft. Der Moment, wenn unser Hirn vor der Zeit kapituliert, ist herrlich. Versuchen Sie es auch einmal.