Essay

Berliner Biester: Wie es ist, eine Ratte in dieser Stadt zu sein

Eine für ihr fortgeschrittenes Alter von drei Jahren lebenslustige Ratte über den Umgang mit Berlinern und ihre Fortschritte in Sachen Promiskuität und Dreckschleuderei. Ein Essay

Maria Jesus Contreras für Berliner Zeitung am Wochenende

Es war schon auffällig, dass die Berliner Ratten in den letzten Monaten gar nicht mehr in Deckung huschten, sobald man sie zu sehen bekam. Stattdessen gucken sie dreimal mit provozierendem Blick, ob es wirklich nötig sei, sich zu verstecken – um dann mit betontem Desinteresse davonzuschlendern. Am Hermannplatz, bei den Mülleimern, traf ich auf eine besonders prächtige Ratte mit glänzendem Fell, die mit Genuss und nach System ihren Schwanz ableckte. Sie ließ sich von mir nicht verscheuchen, sondern winkte mich nach einer Weile heran. Es dauerte etwas, bis ich kapierte, dass das Schnäuzchen mit den lustig zitternden Schnurrhaaren nicht vor sich hinmümmelte, sondern eine der für Berliner durchaus typischen Tiraden absonderte, nur leiser. Ich bin mir nicht sicher, warum sie sich mir anvertraute, und erst recht nicht, ob ich mir alles richtig gemerkt habe. Aber ihr Text ging ungefähr so: 

Berliner Zeitung

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