Die Affen rasen wieder durch den Wald. Der dritte Teil der „Avatar“-Reihe kommt pünktlich zur Weihnachtszeit in die Kinos und will wieder Opulenz liefern. Fans der Science-Fiction Reihe werden an diesem Film kaum vorbeikommen und dürfen sich auf 197 Minuten feinst gerenderte Computeranimation freuen. Für alle anderen stellt sich die Frage, wie lange sich das computeranimierte Spektakel noch selber trägt.
Als „Avatar“ im Jahr 2009 in die Kinos kam, galt der Film als technische Revolution. Der 3D-Film, halb computeranimiert, halb real verfilmt, begeisterte das Publikum und ist bis heute der erfolgreichste Film aller Zeiten. Für diesen Erfolg hat Regisseur James Cameron jahrelang gearbeitet und weder Kosten noch Mühen gescheut. Bereits im Jahr 1996 verkündete er, den Film realisieren zu wollen. Es brauchte jedoch Jahre, die richtige Technik zu entwickeln, damit der fiktive Planet Pandora so realistisch aussieht, als wäre man vor Ort, Lichtjahre von der Erde entfernt. Den Schauspielern wurden modernste Motion-Capture-Anzüge angezogen, eine Armee an Computeranimatoren angestellt, es wurde sogar eigens eine echte Sprache für die fiktiven Ureinwohner des Planeten Pandora entwickelt.
„Avatar“ erzählte die Geschichte des querschnittsgelähmten Ex-Marines Jake Sully (Sam Worthington), der im Jahr 2154 auf den Planeten Pandora geschickt wird und sich dort im Körper der einheimischen Spezies Na’vi gegen die kolonialistische Menschenrasse aufbäumt. Dreizehn Jahre mussten Fans des Films auf die Fortsetzung warten, die dann im Jahr 2022 in die Kinos kam. „Avatar: The Way of Water“ war im Grunde dieselbe Geschichte noch mal. Jake Sully, im Körper seines Avatars mittlerweile fester Teil der Na’vi’schen Gemeinde, kämpft noch einmal gegen die Menschen, die den Ureinwohnern von Pandora ihre heilige Natur zerstören wollen. Neu daran waren türkisfarbene Na’vis, die schwimmen und tauchen konnten und Anlass waren, ein paar beeindruckende Unterwasseraufnahmen zu zeigen.
Dritter Teil der „Avatar“-Reihe: Im Weltall nichts Neues
„Avatar: Fire and Ash“ knüpft an die Handlung des Vorgänger-Films an und erzählt wieder die gleiche Geschichte: Die Menschen wollen Pandora weiter kolonisieren, doch die zähen Na’vis geben keine Ruhe. Diesmal hat die Geschichte eine kleine Variation parat. Auf Pandora wohnt nämlich das sogenannte Asche-Volk, ein paar aussätzige Na’vis, die sich mit den Menschen verbünden und zusammen gegen Jake Sully, seine Na’vi-Frau Neytiri (Zoë Saldaña) und Co. kämpfen. Es gibt im dritten Teil der Reihe auch einen Menschen, der auf dem sauerstoffarmen Pandora wie durch ein Wunder atmen kann und ein paar Na’vis, die jetzt lernen, Maschinengewehre zu bedienen.
Das alles sieht trotz fiktiver Sci-Fi-Welt hyperrealistisch aus. Jeder animierte Grashalm weht ganz natürlich im Wind, jede Wellenbewegung in den Meeren von Pandora sieht absolut überzeugend aus. Das liegt nicht nur an der über Jahrzehnte entwickelten Animationstechnik, sondern auch an der hohen Bildrate, die schon bei „Avatar: The Way of Water“ bei der Projektion im Kinosaal zum Einsatz kam und die Welt von Pandora aussehen lässt, als wäre man selbst mit der Videokamera dabei. Mit der gewöhnlichen Kinoerfahrung hat das nur noch wenig zu tun. Die Bewegungen, das merkt auch ein Laie, wirken fast zu natürlich, als dass man sie noch für Kinobilder halten könnte.
James Cameron: Ein Regisseur der opulenten Kinotechnik
Denn Regisseur James Cameron versteht sein Handwerk. In seinen Filmen sind Spezialeffekte und opulente Bilder nicht nur ein Gimmick, sondern essenzieller Bestandteil der Kinoerfahrung. Bereits in seiner ersten Regiearbeit, einer Fortsetzung des Horrorfilms „Piranha“, zeigte Cameron seine Liebe für aufwendige Drehmethoden: In dem Low-Budget-Film gibt es eine Sex-Szene zwischen zwei Tauchern unter Wasser, bei der man sich fragte, wie das im echten Leben funktionieren soll.
Der Film war zwar ein Flop, aber dennoch der Anfang einer der erfolgreichsten Regie-Karrieren Hollywoods, die unter anderem Filme wie „Terminator“, „The Abyss“ und „Titanic“ zur Folge hatte. Auch in „Avatar: Fire and Ash“ setzt Cameron auf technische Opulenz. Die bunte Science-Ficton-Welt sieht hyperrealistisch aus, selbst wenn sie reine Fiktion ist, wenn die Pflanzen fluoreszieren und die Haut der blauen Helden im Dunkeln leuchtet.

Da sitzt man dann im Kinosaal, mit der 3D-Brille auf der Nase, vor sich das Nacho-Cola-Menü für 13,50 Euro, und schaut sich das 197 Minuten lange Spektakel auf der gigantischen Imax-Leinwand an. Es braucht ein bisschen, bis man sich an die unbequeme Brille gewöhnt hat, aber dann ist man drin in der Geschichte. Doch irgendwann, wenn die Nachos aufgegessen, die Cola getrunken und ein paar Stunden vergangen sind, fragt man sich, was das alles soll, wohin diese Geschichte führt und was man hier außer ein paar imposant animierten Tentakel-Wesen noch geboten bekommt.
Denn eigentlich ist in „Avatar 3“ alles wie in „Avatar 1“ und „Avatar 2“, nur halt technisch ein bisschen geupdatet, mit ein paar anderen Figuren, die ein paar andere Gewänder tragen. Ein paar Na’vis haben sich im Gesicht rot angemalt und ein paar haben flossenähnliche Hände und können schwimmen, die kennt man aber schon aus dem zweiten Teil. Wie in den anderen „Avatar“-Filmen ist das alles irgendwie eine Allegorie auf den Kapitalismus oder die Folgen der Umweltzerstörung oder was man sonst in die Geschichte von „Avatar“ Sozialkritisches hineininterpretieren mag. Ansonsten ist alles wie immer.
Wie es wohl nach „Avatar: Fire and Ash“ weitergeht?
Es gibt halt wieder ein paar raffgierige Menschen, die die Ureinwohner Pandoras vernichten wollen, um es sich auf dem Planeten bequem zu machen und ein paar aufwendig gerenderte Menschenaffen, die das nicht auf sich sitzen lassen wollen. Wirklich zum Fremdschämen ist das nur, wenn die böse Na’vi-Deserteurin Varang (Oona Chaplin) mit dem noch böseren Colonel Miles Quaritch (Stephen Lang) in Körper seines blauen Avatars auf einem wilden Drogentrip im Affen-Wigwam fummelt. Aber sattgesehen hat man sich an diesen Bildern schon 2009.
Wie der epische Endkampf zwischen den Menschen und den Na’vis im dritten Teil der „Avatar“-Reihe ausgehen wird, kann man sich im Grunde auch denken. Denn „Avatar 4“ und „Avatar 5“ sind bereits angekündigt und dafür braucht man schließlich noch ein paar Figuren, die den Kampf zwischen Menschen und Na’vis weiterführen. Wer sich dennoch brennend für die Frage interessiert, wie es weitergeht, der muss sich jetzt wieder gedulden. Der Starttermin für „Avatar 4“ ist erst für 2029 angesetzt.
Dann werden wir wieder mit 3D-Brille auf der Nase im Kinosaal sitzen und herausfinden, was uns James Cameron diesmal präsentiert. Vielleicht sind die nächsten Na’vis gelb und schießen mit Blitzen, vielleicht aber auch orange oder lila oder grün. Wer weiß das schon? Vielleicht schaffen sie es ja sogar, in Menschen-Avatare zu schlüpfen, um die Menschen zu unterwandern und die Geschichte geht immer weiter. Das sind wohl, so scheint es, die großen Fragen, mit denen sich das Blockbuster-Kino in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Mit großen Innovationen sollten wir jedenfalls nicht rechnen.
Avatar: Fire and Ash läuft seit Donnerstag in den Kinos, Regie: James Cameron, 3D, Länge: 197 Minuten, FSK-Freigabe: ab 12 Jahre
Empfehlungen aus dem BLZ-Ticketshop:










