Thorsten, 43: Meine Frau und ich sind seit acht Jahren verheiratet und haben zwei kleine Töchter. Seit einiger Zeit interessiert sie sich sehr für feministische Themen; ich finde das theoretisch gut und lerne dadurch auch viel dazu. Was mich aber wirklich stört: Ich habe das Gefühl, ich kann immer schlechter lockere Gespräche mit meiner Frau führen, so wie früher. Das heißt, auch mal einen politisch unkorrekten Witz machen, oder hier und da mit Klischees spielen. Das sind oft Dinge, die ich auch nicht ganz ernst meine und nicht öffentlich sagen würde. Aber in einer Beziehung sollte es doch möglich sein, nicht immer alles bierernst zu nehmen und den anderen nicht mit Maßstäben zu messen, die man zum Beispiel an öffentliche Personen anlegt, oder?
Lieber Thorsten, wie schön, dass deine Frau sich mit diesen Themen so beschäftigt. Ihr habt zwei kleine Töchter, die später in dieser für Frauen immer noch nicht wirklich gerechten Welt leben werden. In einer Welt, die noch sehr nach einem Konkurrenz- und- Dominanzprinzip geordnet ist, das oft mit „männlich“ gleichgesetzt wird. Deine Frau ist wahrscheinlich im Moment besonders sensibilisiert für alle Erscheinungsformen dieser Schieflage zwischen Dominanz und Gemeinsinn. Sie fühlt sich persönlich betroffen, auch im Hinblick auf eure heranwachsenden Töchter. Sie macht sich auf den Weg, ihren eigenen Beitrag für eine Entwicklung zum Besseren zu leisten.
Gibt es auch eine persönliche Unzufriedenheit?
Wie es eben so ist, schießen manche Menschen bei viel Schwung und Engagement über das Ziel hinaus. Das Pendel schwingt zu weit in die andere Richtung und verursacht kleinere Kollateralschäden. Aus Sexismus irgendwie bisher nicht bemerken wird dann für eine gewisse Zeit Sexismus auch in den allerkleinsten Formen entdecken. Das ist für deine Frau immer wieder aufschlussreich und für dich manchmal anstrengend.


