Debatte um Straßennamen

Sogar Luther soll weg: Antisemitische Bezüge bei 290 Straßennamen in Berlin

Samuel Salzborn, der Berliner Beauftragte gegen Antisemitismus, hat eine Liste der Zumutungen vorgelegt. Und eine gute Diskussionsgrundlage.

Eine Figur des Reformators Martin Luther aus Bronze steht als Teil des Luther-Denkmals in Worms.
Eine Figur des Reformators Martin Luther aus Bronze steht als Teil des Luther-Denkmals in Worms.dpa/Uwe Anspach

Das Dossier (PDF-Dokument), das der Berliner Beauftragte gegen Antisemitismus, Samuel Salzborn, zu Berliner Straßennamen mit judenfeindlichen Bezügen vorgelegt hat, ist Dynamit. Oder könnte es sein, je nachdem, welche Bedeutung man ihm zumisst. So wird darin etwa vorgeschlagen, die Martin-Luther-Straßen umzubenennen, eine davon liegt in Marzahn, die andere in Tempelhof-Schöneberg. Eine Junker-Jörg-Straße in Lichtenberg existiert auch, und weil Junker Jörg der Name war, unter dem Luther in seiner Zeit auf der Wartburg firmierte, soll diese Straße nach dem Vorschlag im Dossier ebenfalls weg. In Berlin gibt es zudem eine Handvoll Martin-Luther-Kirchen, ein Martin-Luther-Krankenhaus, der Name ist hier ziemlich fest verankert. Müsste man über die dann nicht auch nachdenken? Insgesamt sind 290 Straßen und Plätze in der Hauptstadt aufgelistet. Diese sind nach historischen Persönlichkeiten benannt, die heute als Antisemiten gelten, sich antisemitisch geäußert oder judenfeindliche Ressentiments vertreten haben sollen.

Berliner Zeitung

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