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Michel Friedman über seinen CDU-Austritt: „Ich muss mir selbst in die Augen schauen können“

Michel Friedman über seinen CDU-Austritt: „Ich habe nur meine Glaubwürdigkeit“

Nachdem die <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/cdu">CDU</a> unter der Führung von <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/friedrich-merz">Friedrich Merz</a> am Mittwoch einen Entschließungsantrag&nbsp;zur Verschärfung der Migrationspolitik im <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/bundestag">Bundestag</a> nur mit den Stimmen der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/afd">AfD</a> durchbringen konnte, hat Michel Friedman seinen Austritt erklärt. Wir fragten ihn nach den Gründen.

Sie waren 40 Jahre in der CDU und sind nun ausgetreten. Warum? Die Substanz, das Fundament der Bundesrepublik Deutschland ist die Lehre aus der <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/nationalsozialismus">Nazizeit</a>: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Die Partei des Hasses sagt aber jeden Tag, dass die Würde des Menschen antastbar ist. Und sie bestimmt, welche Menschen das sind. Mit einer solchen antidemokratischen Partei dürfen Demokraten nie in einen Zusammenhang gebracht werden. Es geht gar nicht um den Inhalt des Antrags. Es geht darum, dass die CDU die Türen und Fenster nicht verriegelt hat und die AfD plötzlich als Beifahrer im Auto saß. Diese Entwicklung ist ein Bruch mit einer Tradition, die über Jahrzehnte gegolten hat, auch in diesem Bundestag. Und Friedrich Merz hat sie ja selbst noch vor paar Wochen formuliert: Dass die AfD nicht an einer Mehrheitsbildung teilnehmen sollte. Am Mittwoch aber haben sie an einer Mehrheitsbildung teilgenommen. Und das war kein Unfall. Die CDU/CSU-Fraktion hat dies billigend in Kauf genommen. Das betrifft die Substanz und ist der Grund, warum ich mich mit dieser Partei nicht mehr identifizieren kann.

Michel Friedman, geb. 1956 in Paris, seit 1965 in Deutschland lebend, ist sowohl promovierter Jurist als auch Philosoph. Er arbeitet als Rechtsanwalt, Publizist und Moderator. Von 2000 bis 2003 war er stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und Herausgeber der Wochenzeitung Jüdische Allgemeine sowie von 2001 bis 2003 Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses. Als er 18 war, ließ er sich in Deutschland einbürgern, 1983 trat er in die CDU ein und gehörte von 1994 bis 1996 dem Bundesvorstand der Partei an. Sein neustes Werk „Judenhass“ erschien im Oktober 2024.

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